Beim Konzert von The Subways im LKA in Stuttgart lebt die Zeit wieder auf, als Rock’n’Roll so richtig heiß war. Also so etwa 2005. Aber was ist 2015?

Stuttgart - Wo The Subways heute stehen, kann man nicht ohne einen kurzen Blick zurück verstehen, in in die Nullerjahre, in denen sich das Trio aus England gegründet hat. Damals legten die Alben der Strokes ("Is This It?", 2009) und der Libertines ("Up The Bracket", 2002) den fulminanten Grundstein für eine musikalische Wende im Genre Alternative. Rock’n’Roll war plötzlich wieder hip.

 

The Subways, die schon als Teenager zusammen Songs von Nirvana und Green Day gecovert haben sollen, passten da mit ihrem vom Punk geprägten Alternative Rock genau rein. 2005 war der Hunger auf rotzige Bands groß; „Rock’n’Roll Queen“ und „Oh Yeah“ waren Tanzflächenhits par excellence. So erspielten sich The Subways rasch einen sicheren Platz auf den iPods der Cool Kids. 

Auf Bands, die ziemlich schnell mit einem oder zwei Songs bekannt geworden sind, liegt die Last, die liebgewonnenen Hits zu spielen und trotzdem neue Songs zu bringen. Im Laufe der Jahre verändert sich der Sound einer Band zwangsläufig – und nicht immer steht er anschließend noch im Einklang mit dem, womit sie einst groß wurde. Damit wären wir im Hier und Jetzt angekommen.

Dieselben, nur anders

The Subways im Jahr 2015 sind auf seltsame Weise anders und doch kein Stück verändert. Anders, wenn man etwa ihr drittes Album „Money & Celebrity“ von 2011 anhört, bei dem schon der Opener „It’s A Party“ ein trauriger Reinfall ist - wer will bitte dazu heutzutage noch Party machen? Auf dem aktuellen vierten, selbstbetitelten Album, das soeben erschienen ist, schickt die Band sich an, den alten Wurzeln die Hand zu reichen – es ist ein gutes Stück punkiger als sein Vorgänger. 

Live wirkt das Trio wie aus der Zeit gefallen. Die Bassistin und Sängerin Charlotte Cooper hüpft in ihrem kurzen Pailettenkleid noch immer wie von der Tarantel gestochen über die Bühne und hat dabei ein ganzes Set lang eine Energie, die man ihr erst mal nachmachen muss.

Der Sänger und Gitarrist Billy Lunn ist allerbester Laune. Er lässt sich vom Publikum feiern und schmeichelt zurück: "Beautiful" seien die Stuttgarter Fans, "crazy" sowieso - "and I love that!" Ganz egal, ob The Subways einen neuen Song spielen oder die alten Kracher – live ist der Sound von Grund auf rau statt poppig, kantig statt glattpoliert.

Rock'n'Roll Queen? Spielen wir nicht

Das Publikum im mäßig gefüllten LKA feiert die Band – und zunächst fragt man sich, wie viele Fans von „damals“ sind, und wie viele The Subways tatsächlich erst und gerade jetzt kennenlernen. Der Anstandsapplaus für neuere Nummern macht dann aber schnell klar: Jaja, schön und gut, und jetzt einen richtigen Hit!

Als einige lautstark „Rock’n’Roll Queen“ einfordern, sagt Lunn, der Scherzkeks: Den spiele man heute nicht. Von Entsetzen unter den Fans ist keine Spur; niemand nimmt es ihm ab. Ein Subways-Konzert ohne den Evergreen vom ersten Album? Undenkbar!

Und so tun einem The Subways am Ende fast ein bisschen leid. Sie geistern zwischen Gestern und Heute herum, und man lehnt sich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet: Gestern war’s besser. Was das Heute nicht schlecht macht, wirklich nicht. Und sie sind ja auch so schrecklich nett. Lunn, wie er sich freut, und Cooper, die übers ganze Gesicht strahlt – man muss sie einfach mögen.

Trotzdem: was gestern frisch war, hat sich heute abgenutzt. Rock’n’Roll ist tot, Baby. Zumindest bei den Subways. Wie wär's mit einem Revival?

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