Das Theater der Altstadt sammelt Spenden, um neue Räume finanzieren zu können. Nach langer Suche ist die Intendantin Susanne Heydenreich in unmittelbarer Nähe im Stuttgarter Westen fündig geworden.

Stuttgart - Die Geldsumme, die die Intendantin des Theaters der Altstadt, seit einem Monat gesammelt hat, ist für sie immer noch so überraschend hoch, dass sie sie gar nicht aussprechen mag. Deswegen notiert Susanne Heydenreich sie verstohlen auf einen kleinen Zettel, schiebt ihn rüber und sagt: „So viel haben wir seit dem Beginn unserer Postkartenaktion am 22. April zusammen bekommen.“ Exakt 11 104,96 Euro sind es bis heute. „Damit haben wir nie gerechnet“, sagt Heydenreich, „ich bin davon fassungslos berauscht.“

 

Leicht war es ihr nicht gefallen, erzählt Heydenreich, mit einem Körbchen nach den Vorstellungen am Eingang zu stehen und die Theaterbesucher um einen Obolus zu bitten. Zum ersten Mal stand Heydenreich am 7. Mai nach dem Abschlussapplaus auf der Bühne und machte auf die finanziellen Probleme des kleinen Theaters aufmerksam. Insgesamt braucht das Theater der Altstadt 16 500 Euro. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen“, sagt Heydenreich.

Der Mietvertrag war von Beginn an auf Ende 2015 befristet

Der Spendenaufruf war nötig geworden, als sich herausstellte, dass sich das Theater auf die Suche nach einem neuen Probenraum und Requisitenlager begeben musste und der neue Wunschraum einige Probleme nach sich zog. Der Vermieter des bisherigen Probenraums meldete Eigenbedarf an – fristgerecht, bereits vor zwei Jahren. Sowieso war der Mietvertrag von Beginn an auf Ende Dezember 2015 befristet gewesen.

Zwar hatte man im Theater der Altstadt noch auf eine Verschiebung des Termins nach hinten gehofft. Als jedoch klar wurde, dass dies nicht geschehen würde, begab sich die Intendantin zusammen mit einigen ihrer Mitarbeiter auf die Suche nach einem geeigneten Proberaum inklusive Requisitenlager. Drei Örtlichkeiten schauten sie sich an, die ungefähr der benötigten Größe entsprachen und finanziell tragbar waren. Letztlich gab es jedoch bei jeder der drei Immobilien einen Haken. „Und ich merkte: die Zeit wird langsam knapp“, sagt Susanne Heydenreich.

Kurz vor Weihnachten 2014 bekommt sie dann ein Angebot, das sie eigentlich nicht ausschlagen kann und erst recht nicht will: Ein Probenraum in direkter Nachbarschaft zur Bühne, ein bisschen kleiner als die bisherige Probebühne und doppelt so teuer zwar, aber trotzdem machbar und laut Heydenreich das Beste, was dem Theater der Altstadt hätte passieren können: „Ich dachte mir, wenn wir diese Chance durchlassen, dann kriegen wir so was nie wieder.“ Sie schwärmt, wenn sie von dem neuen Probenraum spricht, der Vermieter ist „so ein netter Mensch“ und die Lage erst, so die Intendantin: „Ein Traum, in fußläufiger Entfernung!“ 300 Meter ist die neue Halle in der Hasenbergstraße entfernt, das spare viel Zeit und Logistik – dafür zahle man auch gerne mehr Miete, so Heydenreich.

Man rechnete und überlegte

Es hätte sich also alles so schön ausgehen können: Wenn da nicht der noch bestehende Mietvertrag bis Dezember 2015 wäre und der Vermieter der neuen Örtlichkeit am liebsten bereits ab dem 1. Januar 2015 einen Mietvertrag aufgesetzt hätte. „Wir mussten also schweren Herzens absagen“, sagt die Intendantin. Zu Ostern nimmt Heydenreich per Mail noch mal Kontakt mit dem Vermieter Ludwig Beilharz auf, der ihr mitteilt, dass er noch keinen passenden Mieter gefunden habe.

Man rechnete, man überlegte, man kam zu einem Konsens: Mietvertrag ab 1. Juli 2015, falls das Theater das Geld für die anfallende Mieten-Doppelbelastung und den Umzug auftreiben könne. „Und das sieht ja ganz gut aus“, sagt Heydenreich.

Was sie so überwältige, sagt sie, sei das treue Publikum. Jeder gebe so viel wie er könne, von Kleinkram bis zu großen Scheinen sei alles dabei. Eine anonyme Spende über 1000 Euro sei vor kurzem auf dem Konto des Theaters eingegangen. Eines steht für Heydenreich fest: „Ich führe das bis zum Ende, bis wir die 16 500 Euro zusammen haben.“ Zum Start der neuen Spielzeit im September 2015 soll der Umzug vollzogen sein.