Wie aus einem nichtigen Anlass ein ernsthafter Konflikt wird, darum geht es in Dürrenmatts Stück „Der Prozess um des Esels Schatten“. Die Theaterklasse der Kunstschule Unteres Remstal bringt das Stück in Waiblingen auf die Bühne.

Waiblingen - Friede ist immer das Beste“, findet Philippida, die Stadtrichterin von Abdera. Schade nur, dass die Zahnärztin Struthia und der Eseltreiber Anthrax das anders sehen. Die beiden brechen einen Streit vom Zaun – um nichts und wieder nichts, genauer: um den Schatten, den des Eseltreibers Vierbeiner wirft. Darin sucht Struthia, die den Esel gemietet hat, während einer Pause Schutz vor der Sonne. Ist das nun gebührenpflichtig oder im Mietpreis für den Esel inbegriffen?

 

Aus dem nichtigen Anlass wird ein ernster Konflikt

Wie der aberwitzige Streit eskaliert, das erfahren Zuschauer in der kommenden Woche, wenn die Theatertruppe Remskiesel das Stück „Der Prozess um des Esels Schatten“ auf der Bühne des Kulturhauses Schwanen aufführt (siehe „Griechische Schildbürger und ein Schweizer Autor“). Clemens Schäfer ist der Leiter der Theaterklasse der Kunstschule Unteres Remstal, die es seit rund acht Jahren gibt – mal mit mehr, mal mit weniger Schauspielern.

Am aktuellen Stück wirken elf Frauen und Männer mit, fast alle schlüpfen in mehrere Rollen. Die jüngste im Bunde sei 17 Jahre alt, die älteste Amateurschauspielerin 61, erzählt Clemens Schäfer, der sagt, die Remskiesel seien eine heterogene, aber „absolut tolle Truppe“, die sich einmal wöchentlich zum Proben treffe. Das Engagement seiner Spieler sei beachtlich, schwärmt der Fellbacher – es gehe sogar so weit, dass sie ihre Kostüme zum Teil selbst bezahlten.

Die Kosten für das Bühnenbild übernimmt die Kunstschule – bei der aktuellen Aufführung besteht es aus einem wilden Sammelsurium von Autoreifen, Paletten, Stühlen und einem Kleiderständer, die zu Barrikaden aufgetürmt sind. „Wir haben lange rumgemacht am Setting, aber dann brachten mich die Bilder von der Revolution auf dem Kiewer Maidan auf die Idee mit den Barrikaden“, sagt Schäfer über das Bühnenbild von Egmont Pflanzer.

Hauptsache Komödie, aber mit Tiefgang

Die Remskiesel spielten vorwiegend Komödien, aber solche „mit Tiefgang und kritischen Untertönen“, betont Clemens Schäfer. „Ich mache Vorschläge, aber auch die Teilnehmer. Dann sitzen wir zusammen, beraten, und meist steht schnell fest, in welche Richtung es geht.“ Das Ziel der Remskiesel beschreibt Schäfer so: „Wichtig ist, dass die Zuschauer nach einer Vorstellung rausgehen und einen kurzweiligen Abend hatten.“ Die Aufführungen finden seit jeher im Kulturhaus Schwanen statt, seit der Produktion im vorigen Jahr, einer Kooperation mit dem Schwanen, wird dort auch geprobt. Ein Gewinn für die Remskiesel, denn die Akustik in der Kunstschule, sagt Schäfer, sei eher bescheiden.

Am Dienstagabend, kurz vor dem Beginn der Premiere, wird der Regisseur seinen Schauspielern wie jedes Mal vor einer Aufführung über die Schulter spucken und ihnen „toi toi toi“ wünschen. „Außerdem ist es bei mir Tradition, dass ich jedem Spieler ein Überraschungsei schenke.“

Griechische Schildbürger und ein Schweizer Autor

Theaterstück
„Der Prozess um des Esels Schatten“ basiert auf einem Hörspiel von Friedrich Dürrenmatt. Der Schweizer Schriftsteller hat für sein Werk den im späten 18. Jahrhundert veröffentlichten satirischen Roman „Die Abderiten – Eine sehr wahrscheinliche Geschichte“ von Christoph Martin Wieland umgearbeitet.

Roman
In seiner Satire hatte sich Wieland, der aus Biberach an der Riß stammte, über die Beschränktheit des deutschen Spießbürgers lustig gemacht. „Abderit“ ist daher eine Bezeichnung für einen Dummkopf oder Einfaltspinsel. In Dürrenmatts Hörspiel geht es darum, wie aus einem zunächst nichtigen Anlass ein ernsthafter Konflikt entstehen kann.

Abdera
Die griechische Küstenstadt Abdera war unter anderem die Heimatstadt der Philosophen Demokrit und Protagoras, trotzdem hatten ihre Bewohner schon in der Antike einen schlechten Ruf und galten als wenig clevere Schildbürger.

Vorstellungen
Das Theater Remskiesel, die Theaterklasse der Kunstschule Unteres Remstal, feiert mit dem Stück am 3. Februar seine Premiere im Kulturhaus Schwanen in Waiblingen, Winnender Straße 4. Weitere Vorstellungen gibt es am 4. und 5. Februar, alle beginnen um 20 Uhr.

Karten
Die Karten für das Theaterstück kosten im Vorverkauf (0 71 51/500 16 60) elf Euro, ermäßigt acht Euro, an der Abendkasse sind sie für 13 Euro, ermäßigt neun Euro, erhältlich.