Gruppen aus zwölf Nationen, darunter Israel und der Iran, treffen aufeinander. Vom 13. bis 17. Mai findet das 9. Internationale Theaterfestival statt. Das Programm ist anspruchsvoll.

Donzdorf - „Alle haben ihre Visa bekommen!“ Zwei Tage vor der Eröffnung des 9. Internationalen Theaterfestivals in Donzdorf ist Gerhart Kraner erleichtert. Der künstlerische Leiter und Initiator des Festivals hat schon viel erlebt, auch dass Gastensembles zwar alle erforderlichen Visa für Deutschland hatten, aber ihnen dann doch die Ausreise aus ihrem Heimatland verwehrt wurde. Immerhin stehen in Donzdorf bis zum 17. Mai 13 Ensembles aus zwölf Nationen auf der Bühne, darunter Theater aus China, dem Iran, Ägypten, Israel und der Ukraine. Für Kraner ist es auch bei der mittlerweile neunten Auflage noch spannend, ob tatsächlich alles wie geplant läuft. „Es gibt immer wieder mal Schwierigkeiten mit dieser oder jener Botschaft. Aber andererseits haben wir mittlerweile ganz gute Kontakte“, sagt der 73-Jährige.

 

„Gespräche können Kriege verhindern“

Immerhin blickt das Festival inzwischen auf eine lange Tradition zurück. Im Jahr 1992 hatte Kraner mit seinem Donzdorfer Aktionstheater das Festival für Theatergruppen aus aller Welt initiiert. „Ich war zuvor auf einem ähnlichen Festival in Yokohama gewesen, und diese Begegnung hat mich fasziniert. Dort habe ich erfahren, wie Theater Brücken schlagen kann. Das wollte ich bei uns auch“, erzählt er.

Denn das Prinzip des Festivals, dass alle drei Jahre stattfindet, ist in allererster Linie Begegnung. Mindestens ebenso wichtig wie die einzelnen Aufführungen und das durchaus ambitionierte Programm sind Kraner die Gespräche, Symposien und gemeinsamen Essen, die ein Teil des Festivals sind und stets auch interessierten Besuchern offenstehen. „Gespräche können Kriege verhindern“, ist sich Kraner sicher.

Theater verbindet

So verliert denn auch die Mischung von Gruppen aus dem Iran, Israel und Ägypten an politischer Brisanz und gewinnt an gesellschaftlicher Relevanz. „Die Menschen kommen nicht nur gut miteinander aus, es entstehen auch Freundschaften. Theater stärkt dies, denn das ist es ja, was Theater macht: Es geht darum, Gefühle und Gedanken auszudrücken. Das verbindet auch die Akteure“, erklärt Gerhart Kraner. Insofern ist es für ihn auch unverständlich, dass das Donzdorfer Festival nicht mehr Nachahmer findet. Tatsächlich ist es in Deutschland einzigartig, dass sich Theaterleute aus so vielen Nationen zusammenfinden.

Das Theaterfestival ist aber kein Alleingang von Gerhart Kraner. Der 73-Jährige kann auf ein ganzes Team an ehrenamtlichen Helfern und Mitorganisatoren sowie auf die Unterstützung der Stadt Donzdorf bauen. Höchstwahrscheinlich, sagt Kraner, sei dies sein letztes Festival als künstlerischer Leiter. Danach wolle er nur noch als Berater fungieren.

Bekannte Gäste kehren wieder

Das 9. Internationale Theaterfestival in Donzdorf wird am Mittwoch um 19 Uhr von der Gruppe Theaterquartett Salzburg mit dem Stück „Venedig im Schnee“ eröffnet. Den Abschluss macht am Sonntag um 11 Uhr das „Theater mit der 13“ aus Markgröningen (Kreis Ludwigsburg). Dazwischen wird es für das Stammpublikum so manches Wiedersehen geben. Kraner ist seinem Prinzip treu geblieben, neben neuen Ensembles auch wieder Gruppen einzuladen, die bereits vor drei Jahren oder auch bei früheren Festivals zu Gast waren. Für alle Aufführungen gibt es noch Karten.