Das hellenische Emigrationsstück – Untertitel: „Should I stay or should I go?“ – läuft am Sonntag zum Abschluss des fünftägigen Festivals im Theater Rampe. Und ebendort, in der Rampe, haben sich vor wenigen Tagen hochrangige Vertreter all jener Häuser getroffen, auf deren Bühnen „Made in Germany“ stattfindet. Vom kleinen Theater am Faden bis zum großen Schauspiel des Staatstheaters, vom Jes im Tagblatt-Turm bis zum Theaterhaus auf dem Pragsattel sind alle dabei, insgesamt macht sich das Festival an neun Orten breit. „Postmigrantisches Theater ist Chefsache geworden“, sagt Rolf Graser. Er ist der Geschäftsführer des Forums der Kulturen und richtet das in diesem Jahr mit 140 000 Euro ausgestattete Treffen bereits zum dritten Mal aus. Sein Verein habe auch dafür gesorgt, so Graser, dass es auf „einer breiten zivilgesellschaftlichen Basis steht“.

 

Stimmt, das Fundament ist breiter als zuvor. Noch nie ist das Programm so partizipatorisch erarbeitet worden wie jetzt. Keine Expertenjury, sondern eine Bürgerjury hat die Auswahl getroffen. Ein Bürgerkuratorium mit afrikanischen, türkischen, süd- und osteuropäischen Wurzeln, bestehend aus acht Männern und Frauen, die via Internet-Aufruf gefunden wurden – und dann reisten die auserwählten Juroren ein halbes Jahr durch die Republik, um wie Profis Stücke zu sichten und das Programm eigenständig aufzustellen. Umgekehrt heißt das: für „Made in Germany“ haben die Theater ihr Königsrecht auf Programmhoheit vollkommen in die Hände von Laien gelegt. Ein mutiger und ungewöhnlicher Schritt, der eindrucksvoll die These des Forum-Geschäftsführers bestätigt, dass das postmigrantische Theater in den Stuttgarter Chefetagen angekommen ist.

Aber wenn Laien das Programm bestimmen, regiert dann nicht blutiger Dilettantismus? Brigitte Dethier, als Jes-Intendantin eine der Gastgeberinnen des Multikulti-Bühnentreffens, zerstreut alle Zweifel. „Die ausgewählten Stücke sind toll“, sagt sie, „toller hätte das auch eine Profijury nicht hingekriegt.“ Nun gut. Man wird sehen. Das Festival wird am Mittwoch um 19 Uhr im Schauspiel Nord mit Grußworten offiziell eröffnet – und um 20 Uhr ebendort mit der „Invasion!“ des Kasseler Staatstheaters.