Die Ballett-Produktion Poppea//Poppea von Gauthier Dance wird fürs Fernsehen gefilmt. Das Besondere: die Geschichte der Hochzeit von Kaiser Nero und Poppea wird in 3-D gefilmt.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Langsam, kantig wie ein Roboter, schreitet die Kaiserin Ottavia (Anna Süheyla) im purpurroten Kleid über einen langen Tisch auf der Bühne. Gleich wird sie sich in die Arme ihres tanzenden Hofstaates fallen lassen. Ottavia weiß, sie hat verloren. Nero, ihr Mann, der Kaiser, liebt Poppea. Die Kaiserin lässt sich fallen, wieder aufrichten, wieder fallen, tragen, absetzen. Da bricht die Musik ab.

 

„Danke, wunderbar, die Szene brauchen wir noch mal“, ruft Nikolai Vialkowitsch durch den großen Saal 1 im Stuttgarter Theaterhaus. Der Regisseur steht vor einem Spezialmonitor, auf der Nase eine  3-D-Brille. Fast alle Plätze im Publikum hinter ihm sind leer. Vor ihm teilen sich die Tänzer von Gauthier Dance die Bühne mit Mitgliedern seines Filmteams. Für die Kameradrehs am Freitag wurden kurzzeitig Schienen auf der Bühne installiert.

Das besondere an den Dreharbeiten: Die Produktion Poppea//Poppea, die die Geschichte der Hochzeit von Kaiser Nero und Poppea erzählt, wird in 3-D gefilmt. Er sei ein „3-D-Freak“, erzählt Nikolai Vialkowitsch. Vor zwanzig Jahren sei er durch Zufall in einem Laden in Frankfurt auf eine 3-D-Fotokamera aus den 50er Jahren gestoßen. Zunächst habe er fotografiert, dann 2004 auch seinen ersten Film in 3-D gedreht, berichtet der Regisseur, der zudem Kulturredakteur beim SWR ist. Tanz eigne sich besonders für 3-D, meint der 50-Jährige, weil Räumlichkeit eine so große Rolle spiele.

Gauthier: Das ist ein Geschenk für uns

Eric Gauthier lernte er ausgerechnet bei der Premiere von Poppea//Poppea vor drei Jahren kennen. Er habe ihn damals gefragt, ob sie nicht gemeinsam etwas „Ungewöhnliches machen“ wollten. Gauthier sagte sofort zu. Auch der Leiter der Tanzkompanie berichtet, ein „Fan von 3-D“ zu sein. Zuerst drehten sie eine Kurzchoreografie („Threesome“), die in zwölf Kinos als Vorprogramm von Wim Wenders Tanzfilm „Pina“ lief. Nun also Poppea//Poppea. „Das ist ein Geschenk für uns“, meint Eric Gauthier.

Auch dem Poppea-Choreografen Christian Spuck war der Film so wichtig, dass er aus Zürich angereist ist, wo er inzwischen Direktor des Balletts ist. Vier Tage hat er mit den Tänzern gearbeitet, um „das bestmögliche rauszuholen“. Er sei gespannt auf das Ergebnis, sagt Spuck, der für Poppea//Poppea den Deutschen Theaterpreis Faust als bester Choreograf erhalten hatte.

Sendetermin steht noch nicht fest

Für den 3-D-Film werden insgesamt drei Vorstellungen gedreht – immer in einer anderen Perspektive. Die Dernière am Samstag ist der Abschluss. Details werden und wurden extra gefilmt. „Der größte Unterschied zum Drehen in 2-D ist, dass es keine Teleobjektive gibt: Wenn man nah ran will, muss man auch physisch nah ran“, erklärt Nikolai Vialkowitsch.

Der Film wird für das ZDF produziert und bei Arte ausgestrahlt werden. Ein Sendetermin steht noch nicht fest. Laut Nicola Steller, der Sprecherin von Gauthier Dance, wird es voraussichtlich Herbst oder Winter 2013 werden. Geplant sei, den Film dann auch öffentlich zu zeigen – entweder im Theaterhaus oder in einem Kino. Auch auf DVD soll „Poppea//Poppea“ in 3-D herauskommen.