Allein Stefan Raab, so scheint es, kann eine Konkurrenz für Gottschalk werden, jedenfalls seit er für die ARD, ProSieben und Deutschland mit Lena Meyer-Landrut ein Mädchenwunder aus dem Hut gezaubert hat. Allerdings ist seine Neigung zur Schadenfreude wenig massenkompatibel. Die Ereignisse der vergangenen zwei Wochen haben in Erinnerung gerufen, dass sich bei Gottschalk wie bei keinem anderen Showmoderator in Deutschland wichtige Eigenschaften wie Spontanität, Witz und professionelle Ausdauer mit etwas verbinden, das schon im Wort "Unterhaltung" zu finden ist: Haltung.

Verantwortungsgefühl und Empathie müssen auch erfolgreichen und zur Flapsigkeit neigenden Fernseh-Entertainern durchaus nicht fremd sein. Ein Hofnarr, der keinen Ernst versteht, hat seinen Beruf verfehlt. Vielleicht muss man etwas vom Leben verstehen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Gottschalk ist durch eine Kindheit im katholisch-fränkischen Kulmbach geprägt, wohin die aus Schlesien stammenden Eltern geflüchtet waren.

Gerne betont er, wie viel Glück er in seinem Leben gehabt hat


Als Thomas Gottschalk 14 Jahre alt war, starb der Vater. Als ältestes von drei Kindern musste er früh Verantwortung übernehmen. Er trug mit verschiedenen Jobs zum Familieneinkommen bei, kümmerte sich um die jüngeren Geschwister, insbesondere die Kleinste, Raphaela. Der Schriftsteller Gert Heidenreich beschrieb diese frühen Erfahrungen in seiner 2004 veröffentlichten Gottschalk-Biografie als Initialzündung und entscheidende Grundlage für die spätere Karriere seines Freundes. Die Kindheitsübung, Menschen aufzuheitern, hat der Kulmbacher Messdiener zu seinem Beruf gemacht. Darin steckt eine Wertschätzung, die das Publikum in Gottschalks besten Momenten spürt.