Die Beschäftigten der Esslinger Thyssen-Tochter Presta Steering, die Lenksysteme entwickelt, kämpfen seit Juni um den Erhalt des Standortes. Ein „Zukunftskonzept“ soll nun die Geschäftsleitung doch noch von ihren Schließungsplänen abbringen.

Esslingen - Bei der von der Schließung bedrohten Thyssen-Krupp Presta Steering ruht die Arbeit wieder weitgehend. Die Arbeitnehmervertreter haben die Beschäftigten am Entwicklungsstandort Esslingen zu einer zweitägigen Betriebsversammlung in den Bürgersaal ins Alte Rathaus eingeladen. Fast alle Beschäftigten seien dem Aufruf gefolgt, heißt es. Seit Anfang Juni wehren sich die 150 Mitarbeiter gegen Pläne des Essener Thyssen-Krupp-Konzerns, den Standort zu schließen und die Arbeiten nach Eschen in Liechtenstein zu verlagern. In Esslingen werden elektrische, hydraulische und mechanische Lenkungskomponenten für namhafte Unternehmen wie Daimler, BMW und VW entwickelt. Auf der Gehaltsliste stehen vor allem Ingenieure, die teilweise schon lange beim Unternehmen sind. Mit der Bündelung der Entwicklungsaktivitäten in Eschen will Thyssen-Krupp früheren Angaben zufolge die Entwicklung schneller und kosteneffizienter machen. Den Betroffenen sollen alternative Arbeitsplätze etwa in Liechtenstein angeboten werden. 90 Prozent der Beschäftigen werden aber nicht mitgehen, sagt der Betriebsratsvorsitzende Uli Hasert. Sie kämpfen für den Erhalt des Standortes. Bisher sind kaum welche abgesprungen.

 

Mit einem „Zukunftskonzept“, das gemeinsam mit dem Forschungsinstitut IMU entwickelt wurde, will die Belegschaft nun die Geschäftsleitung doch noch von ihren Schließungsplänen abbringen. „Wir glauben, dass Thyssen-Krupp die Risiken einer Verlagerung unterbewertet“, sagt Thomas Maier, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Esslingen. Früheren Angaben zufolge rechne die Geschäftsleitung mit sechs bis 6,5 Millionen Euro für die Abwicklung des Standortes, sagt Maier: „Wir rechnen mit dem dreifachen Betrag.“

Das Geld will er lieber in den Standort investiert sehen. Die Belegschaft fordert eine bedarfsgerechte, vorausschauende Personalplanung, sagt Hasert. Damit sollen Ingenieure Freiräume für die Entwicklung ganz neuer Technologien erhalten. In der Vergangenheit seien teilweise Entwicklungen verschlafen worden. „Die Beschäftigten waren häufig nur Feuerwehr“, sagt Andreas Ramm, der stellvertretende Betriebsratschef. Und die Beschäftigten mahnen zudem eine Verschlankung der Organisation an. „Wir brauchen keine drei Geschäftsführer für 150 Beschäftigten“, so Maier. „Die Mitarbeiter denken selbst, die müssen nicht gegängelt werden.“ Vernachlässigt worden sei in der Vergangenheit dagegen der Vertrieb. Nicht zuletzt diese Vorschläge dürften die Vertreter der Arbeitnehmer der Geschäftsleitung präsentieren, wenn sie am 19. September in Essen mit Carsten Kroos zusammentreffen. Kroos ist der Vorsitzende des Bereichsvorstands, der für Hightechkomponenten zuständig ist, die im Maschinenbau, Windkraftanlagen und im Auto eingesetzt werden. Kroos war gestern übrigens auch in Stuttgart. Er hat sich mit Wirtschaftsminister Nils Schmid getroffen. Gegenstand des Gesprächs war das Esslinger Unternehmen, über dessen Inhalt war nichts zu erfahren. Bei der Betriebsversammlung war Kroos nicht. Vermutlich Ende Oktober will die Belegschaft zu einer Protestaktion nach Essen aufbrechen.