So entstehen Ohrgeräusche

Wie entsteht Tinnitus? Am Anfang der Erkrankung steht nach aktuellem Stand der Wissenschaft eine Schädigung des Gehörs, etwa durch Lärm oder durch einen Hörsturz. Dabei ist die Funktion der Haarzellen im Innenohr gestört, die normalerweise Schallwellen in elektrische Energie umwandeln und über den Hörnerv an das Gehirn weiterleiten. Fällt dieser akustische Input teilweise weg, verändern sich die Nervenzellen in der Hörrinde. Dabei entsteht in einigen Arealen eine Überaktivität. Neurowissenschaftler vergleichen diesen Mechanismus mit der Entstehung von Phantomwahrnehmungen nach einer Amputation: Wenn aus einem Körperteil keine Informationen mehr ankommen, produziert das Gehirn sie manchmal einfach selbst. Im Falle des Tinnitus ist das Ergebnis ein Tonsignal oder ein Rauschen.

 

Kann man Tinnitus vererben? Migräne, Krebs, Diabetes, Rheuma – bei vielen Erkrankungen spielen die Gene eine wesentliche Rolle. Nicht aber beim Tinnitus. Das haben norwegische und amerikanische Mediziner im Rahmen einer groß angelegten Gesundheitsstudie ermittelt. Wer einen engen Verwandten mit Tinnitus hat, erkrankt demnach kaum häufiger als jemand, dessen Ehepartner – der ja bekanntlich nicht das Erbgut teilt – betroffen ist. „Das hat uns überrascht“, erklärt Studienleiterin Ellen Kvestad vom Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit in Oslo. Die meisten bislang untersuchten Erkrankungen seien mehr oder weniger vererbbar – und ausgerechnet beim Ohrensauen scheinen die Umweltfaktoren wie ein Lärm-Trauma, Stress, Infekte, Gifte oder Durchblutungsstörungen deutlich wichtiger zu sein.