Zweierteams aus Polizisten und Jugendliche haben beim Tischkicker-Turnier im Jugendhaus Nord um den Sieg gekämpft. Das Turnier ist ein Präventionsprojekt von Jugendhaus, Haus 49 und Polizeirevier Wolframstraße, und soll Vorurteile abbauen.

S-Nord - Im Jugendhaus Nord ist ein Tischkicker-Turnier angesagt, mit Beteiligung des Polizeireviers Wolframstraße. Fast 50 Personen tummeln sich im Café, gleich werden die Teams ausgelost. Paarweise, ein Jugendlicher, ein Beamter. Aber, wo bitte, ist hier die Polizei? „Wir sind in Zivil“, sagt Oliver Fröschle, „der Respekt vor der Uniform würde die Kids blockieren. Dann hätten wir nicht die Offenheit“. Die ist wichtig für diese Aktion „Prävention“, wie die Hausleiterin Kirsten Maiba betont: „Der Sinn der Sache ist, dass unsere Jugendlichen die Polizei anders kennenlernen. Und umgekehrt die Polizei die jungen Leute.“ Beide Seiten sollen dabei wechselweise erleben: „Die sind ja ganz in Ordnung!“

 

Immer ein Polizist und ein Jugendlicher spielen zusammen

Bereits zum vierten Mal organisiert Thomas Säger, Sozialarbeiter im Haus, dieses Turnier, an dem als dritter Partner das benachbarte „Haus 49“ beteiligt ist. Jetzt hat Säger die 16 Paarungen gelost, die Teams gehen zu den beiden Kickern. Laut ruft er in den Raum: „Es wird nicht gekurbelt, und Tore direkt nach dem Einwurf gelten nicht!“ Das reicht schon als Spielregeln. Und schon geht es los, wobei das erste Spiel an Tisch zwei auch schon wieder fast zu Ende ist: „Die haben kurzen Prozess gemacht. Aber da werden noch andere Spiele kommen!“, prophezeit Alexandra Kunft. Sie spricht in eigener Sache, denn jetzt ist sie selber dran. Und da gibt es kein Abtasten, keine Taktik. Ein Schuss wie ein Strahl, schon führt der Gegner 3:1. An der Seite von Kunft aber sorgt Sana für Spannung. Schnippelt einen rein, bringt einen Knaller von hinten. Zäh wird gekämpft, doch beim Stand von 5:5 setzt der Gegner den sechsten, den letzten Schuss, worauf sich Tarik und der Polizist Thomas Reger herzhaft abklatschen.

Richtig ehrgeizig ist Ralf Perry, stellvertretender Revierleiter, und das bei bester Laune: „Normalerweise leite ich Einsätze bei S21-Demos oder beruhige die Bürger vom Killesberg, wenn sie mal wieder Angst vor den Flüchtlingen haben. Diese Abwechslung hier macht richtig Spaß.“ „Hau’ ihm die Kiste voll!“, wird Fröschle im Spiel gegen Perry angefeuert. Es wird aber nichts mit dem Sieg über den Chef. Auch nicht bei Jürgen Bachhofer, obwohl er mit Laura eine „sehr filigrane Spielerin“ an der Seite hat. Die 16-Jährige hat noch kein Turnier verpasst: „Ich spiele sowieso gerne. Aber mit Polizisten ist es etwas Besonderes. Ich finde die gut, die sind ganz locker.“

Die Polizei hat einen Deutschen Meister im Aufgebot

„Das ist krass, die sind echt nett. Vielleicht werde ich mal Kollege. Ich will auch die Welt beschützen“, sagt Can. Er findet es „peinlich, dass wir gegen zwei Mädchen rausgeflogen sind“, bekommt aber Trost vom Mitspieler Michael Felix: „Nach dem Turnier wirst du zum Hilfssheriff ernannt.“ Auch Arlind, 14-jähriger Flüchtling, wäre „gerne weitergekommen“ als auf den siebten Platz. Die Polizisten fand er „gar nicht gestresst. Die sind gute Leute. Sonst erschrecke ich immer, wenn ich die sehe. Besonders in der Nacht.“ Und Rijad gefällt, „dass die Polizei die Grillwürste spendet“.

Deniz aber ahnt, wie es an den Kästen ausgehen wird: „Die haben diesen Björn.“ „Deutscher Meister!“ tönen die Beamten immer mal wieder. Ein Running Gag, aber nicht nur, denn Björn Schellig, Oberarme wie ein Holzfäller, sonst im Streifendienst aktiv, hatte tatsächlich mehrfach um den Bundestitel gespielt. Auch jetzt lässt er nichts anbrennen, hat mit Denis zudem einen Könner an der Seite. Geht’s auch per Kopfball? „Ja, von hinten raus“, grinst der „Deutsche Meister“, der sich hier wie der Fisch im Wasser fühlt: „Der Kontakt mit den Jungs ist super. Beim Kickern hat man ein Gemeinsamkeit.“ Keinen Unterschied gibt es nach drei Stunden auch bei der Siegerehrung. Alle werden bejubelt, die 20 mal Popcorn und Cola plus Eintrittskarten, die der Ufa-Kinopalast spendiert hat, werden hübsch gleichmäßig verteilt. Den finalen Beifall bekommt Ralf Perry, als er sich mit seinem Team mit diesem Satz verabschiedet: „Nächstes Jahr kommen wir wieder!“