Worin unterscheidet sich die Arbeit für einen deutschen TV-Film von der für einen globalen Serienhit wie „Game of Thrones“?
Da gibt es viele Unterschiede. Bei einer Serie wie „Game of Thrones“ dreht man viel langsamer. Das hat manchmal den negativen Effekt, dass drei oder vier Tage an einer Szene gedreht wird, in der man selbst vielleicht nur einen Satz hat, und dann sitzt man die ganze Zeit am Set herum. Es kann auch sehr anonym sein, weil man nur seine eigene Storyline dreht und die meisten anderen Schauspieler gar nicht trifft. Der Vorteil einer kleineren Produktion wie diesem ARD-Film ist, dass man über sechs Wochen mit einem Team zusammen ist, es ist viel intensiver vom Arbeiten her, und es entsteht ein familiäreres Gefühl. Das hat auch etwas für sich.
Kennen Sie denn Ihre berühmten Kollegen aus „Game of Thrones“ wie Peter Dinklage und Emilia Clarke überhaupt?
Kennen schon. Bei jeder Staffel gibt es vor Drehbeginn Leseproben, wo alle nach Belfast kommen und sich um einen riesigen Tisch setzen. Dann werden die Folgen der neuen Staffel laut gelesen, damit man auch mal ein Gefühl für die Zusammenhänge kriegt. Außerdem gibt es jedes Jahr Premieren, bei denen man die anderen sieht – aber nicht mit allen hat man intensiven Kontakt.
Sind Sie eigentlich selber ein Serienfan?
Ich bin sogar ein großer Serienfan. Im Moment gucke ich „Taboo“ mit Tom Hardy, eine BBC-Serie, und natürlich habe ich „Breaking Bad“ gesehen. „Santa Clarita Diet“ mit Drew Barrymore kann ich wirklich empfehlen, das ist wieder ganz was anderes. Die Amerikaner trauen sich, unkonventionelle Storys zu erzählen, thematisch Unerwartetes, was man aus Deutschland nicht so kennt.
Es gibt allerdings seit einer Weile auch in Deutschland Bemühungen, sehenswerte Serien auf die Beine zu stellen…
Stimmt, es bewegt sich was. Aber je größer der Apparat ist, desto weniger mutig sind die Produktionen. Was wirklich toll ist, zum Beispiel „Weinberg“ oder aktuell „4 Blocks“, das kommt von eher kleineren Kanälen, die sich etwas trauen. Das zeigt, dass man kein Riesenbudget braucht, um eine innovative Geschichte zu erzählen, sondern Mut und Kreativität. Die Produzenten müssen Regie und Drehbuch machen lassen, auch auf das Risiko hin, dass mal was nicht funktioniert.
Im Internet ist über Sie zu lesen, dass Sie beinahe Pianist geworden wären. Ist das wahr?
Naja, ich habe Klavier gelernt, als ich aufgewachsen bin, und mit 14, 15 Jahren habe ich überlegt, etwas mit Musik zu machen. Zum Pianisten hätte es aber kaum gereicht. Diese Gedankenspiele kamen, weil mein Onkel zu DDR-Zeiten schon erfolgreicher Opernsänger war und wegen seines Berufs reisen durfte. Das war für mich die Fantasietür zur großen Welt. Theater und Schauspiel war dann etwas Naheliegendes.

Zur Person: Tom Wlaschiha kam 1973 in Dohna in der Sächsischen Schweiz zur Welt und wuchs in der der Nähe von Leipzig auf. Er machte eine Schauspielausbildung, spielte danach Theater und hatte im Fernsehen vereinzelte Auftritte in Filmen und Serien, vor allem in Nebenrollen. Weil er damit nicht zufrieden war, sah sich Wlaschiha auch im Ausland nach Spielmöglichkeiten um – mit Erfolg: Neben „Game of Thrones“ ist er auch in der internationalen Serie „Crossing Lines“ zu sehen und kann sich jetzt vor Rollenangeboten kaum retten. Der 43-Jährige lebt in Berlin.

 

Sendung: „Eltern und andere Wahrheiten“ (2.6., 20.15 Uhr, ARD)