Die Polizei rechnet erst am Freitag damit, die tote Frau aus dem Schlossgarten identifizieren zu können. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie eine Bekannte des ebenfalls tot aufgefundenen 50-Jährigen war.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es sind noch viele Fragen offen in dem Fall der zwei Toten, die am Sonntag im Unteren Schlossgarten gefunden wurden. Fest steht bisher nur die Identität des Mannes, der keine festen Wohnsitz gehabt haben soll. Er soll in der Obdachlosenszene im Stuttgarter Osten unterwegs gewesen sein. Im Stadtbezirk spricht sich das allmählich herum. Jedoch sei die Szene „keinesfalls gewalttätig“, sagt der Bezirksvorsteher Martin Körner (SPD).

 

Parkbesucher hatten die Leichen des 50-jährigen Obdachlosen und einer noch nicht identifizierten Frau am Sonntag gefunden. Die Toten waren in Reisekoffer gesteckt und hinter einer Mauer am Fuße des Bahndamms an der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Allee abgelegt worden. Eine Obduktion ergab, dass die beiden Opfer eines Verbrechens sind und mit Schlägen und Messerstichen umgebracht worden waren.

Die Obdachlosenszene im Osten gilt als ruhig

Die Szene, in der auch viele Alkoholkranke unterwegs seien, habe sich in den zurückliegenden Jahren beruhigt, sagt Körner. Noch im Jahr 2011 hatte es Beschwerden gehagelt, vor allem von Geschäftsleuten, weil die Gruppe oft in der Jakob-Holzinger-Gasse herumsaß. Es sei zu Schlägereien und Pöbeleien gekommen, das wurde im Bezirksbeirat diskutiert. Durch die Umgestaltung der Passage verlagerte sich die Szene. Die Obdachlosenszene habe sich nun zu einem Klohäuschen an der Ostendstraße hin verlagert. Seither komme es auch nicht mehr zu Konflikten mit Geschäftsleuten und Kunden, sagt Martin Körner. Er finde es jedoch schade, dass die Menschen größtenteils sich selbst überlassen seien. „Wir wünschen uns, dass es im Osten wie in Bad Cannstatt eine sozialpädagogische Betreuung geben würde“, sagt der Bezirksvorsteher. Jenseits des Neckars kümmert sich die Ambulante Hilfe um Obdachlose und bietet mit dem Café 72 eine Anlaufstelle. In Notfällen kämen die Streetworker auch in den Osten. Zu dem Tod des Obdachlosen wolle man nichts sagen, heißt es von der Ambulanten Hilfe. Man wolle keines der kursierenden Gerüchte befeuern.

Im Bezirk machen schon viele Gerüchte die Runde

Die machen jedoch im Osten in großer Zahl die Runde, ebenso konkrete Hinweise auf die Lebensverhältnisse der Toten. So heißt es, die Frau sei eine Lebensgefährtin des identifizierten Obdachlosen gewesen. Sie soll eine Wohnung gehabt haben. Sollte sich bestätigen, dass es sich um die Frau handelt, bei der der Mann zeitweise gewohnt haben soll, wäre das ein Schock für ihre Nachbarn. Denn sie wohnte in dem selben Haus, in dem auch ein im Herbst ums Leben gekommener junger Mann gelebt hatte. Er hatte in einer Nacht im November die Polizei gerufen und es darauf angelegt, erschossen zu werden. Am Montag habe die Polizei die mutmaßliche Wohnung der Toten inspiziert, darin aber keine Kampfspuren gefunden. Daher scheidet die Wohnung als Tatort wohl aus. Wie lange die Frau und der Mann nicht mehr gesehen worden waren, weiß keiner der Nachbarn.Für die Polizei ist nun der nächste wichtige Schritt, das Ergebnis des DNA-Abgleichs der toten Frau zu bekommen. Das Labor müsse noch weitere Blutproben, die erst bei der Obduktion genommen wurden, abgleichen. Mit einem Ergebnis rechne man erst am Freitag, teilt die Polizei mit. Die Hoffnung, dass jemand einen Tatverdächtigen mit den Koffern gesehen hat, besteht weiterhin. Die Polizei veröffentlichte am Dienstag ein Foto von einem der Gepäckstücke, in denen die Leichen lagen, für einen Zeugenaufruf. Der Koffer der Marke Eminent ist blau. Er ist auffällig verziert: Vermutlich mit Sprühfarbe und Schablone wurden Pferdesymbole, die dem Stuttgarter Rössle ähneln, darauf angebracht.

Die Polizei kann noch keinen genauen Todeszeitpunkt nennen, da nicht klar ist, wie lange die Toten im Park lagen. Sie fragt daher nicht nur nach verdächtigen Wahrnehmungen am Sonntag im Park, sondern auch an den Tagen zuvor. Es seien schon mehr als 40 Anrufe eingegangen. Eine heiße Spur war noch nicht dabei.