Weinberge und der Neckar prägen diese Route, die in Freiberg startet. Die Radler würden gar am schönsten Abschnitt des Flusses entlangfahren, sagen die Anwohner.

Freiberg - Natürlich kann man viel schneller von Freiberg nach Bietigheim fahren. Es sind ja nur gut sechs Kilometer, wenn man den direkten Weg nimmt. Die Radstrecke im Kreis Ludwigsburg, um die es hier geht, ist dagegen ein knapp 27 Kilometer langer Umweg. Doch einer, der sich lohnt und für den man sich einen Nachmittag oder länger Zeit nehmen sollte.

 

Er ist allerdings nichts für ehrgeizige Sportler. Die Tour ist etwas für Genussradler, für Absteiger, und sie ist für Familien geeignet, wenn die Kinder schon etwas größer sind. Die Fahrt beginnt am Freiberger Bahnhof recht angenehm: Es geht bergab. Doch kaum kommt man richtig ins Rollen, hat man schon einen Grund zu bremsen (und das wird auf der ganzen Strecke so bleiben): Gleich links und rechts der Straße liegen das neue und das alte Schloss. Zusammen mit der Amanduskirche, die hangabwärts folgt, bilden sie ein malerisches Ensemble.

Ein paar Hundert Meter weiter bergab trifft man auf das Naturschutzgebiet Altneckar. Wissbegierigen erklären bunte Tafeln, was dort wächst und kreucht und fleucht, welchen Einfluss Hochwasser auf die Tier- und Pflanzenwelt hat oder wie Schiffsbau und Kiesgewinnung die Auenlandschaft veränderten. Und wenn man sich zwei konträre Gesichter eines Flusses im Kontrast ansehen möchte, muss man die Brücke überqueren: hier ein naturnahes Flussbett mit Geröll, Gestrüpp und Sandbänken, das zum Postkartenmotiv taugt, dort ein trister Kanal zwischen Ufern wie mit dem Lineal gezogen.

BMX-Vergnügen inklusive

Zum Glück führt der Weg am Altneckar entlang, man hält sich einfach bis Besigheim an den ausgeschilderten Radweg nach Heilbronn. Aber auch wenn man rechter Hand immer das Naturschutzgebiet hat, zum Idyll taugt die Strecke nicht: Zu präsent ist stets das Rauschen der Autobahn.

Dafür findet man ständig Gründe anzuhalten. Sei es, dass man am Freiberger Erholungs- und Figurenhain mit Spielwiese und Grillstelle die erste Rast einlegt. Sei es, dass man am Ende von Freiberg kurz in den Ort abbiegt, um dort das dritte Schlössle anzusehen. Es ist das Domizil des ortsgeschichtlichen Museums. Oder sei es, dass man in einem der Biergärten oder Wirtshäuser einkehrt, mit denen die Strecke auch im weiteren Verlauf gespickt ist.

Rechts der Fluss und Felder, links Weinberge, so geht es auf ebenem Weg bis Ingersheim. Wem das Dahinrollen zu langweilig wird, der kann sich auf einer BMX-Bahn vergnügen. Doch Vorsicht: man sollte sich nicht verausgaben, denn nun kommt die erste Steigung hinauf nach Kleiningersheim. Man kommt ins Schnaufen, doch sie ist auch für Nichtsportler zu schaffen.

Haus und Hof sind schwäbisch ordentlich

Beim Aufstieg taucht zum ersten Mal das Ingersheimer Windrad am Horizont auf. Es bleibt von nun an ein treuer Begleiter auf dieser Tour, die im weiten Bogen um das Windrad herumführt. Für die Mühe des Aufstiegs wird man oben belohnt mit einem Blick auf Weinbergterrassen auf der gegenüber liegenden Flussseite und später mit einer Abfahrt nach Hessigheim. Dabei breitet sich das Panorama der engen Neckarschleifen zwischen Mundelsheim und Besigheim vor dem Auge aus. „Das ist die schönste Ecke am ganzen Neckar“, prahlt ein lokalpatriotischer Spaziergänger.

Über die Hessigheimer Schleuse geht es nach Besigheim. Wohin man auch schaut, es wird g’schafft, im Garten, auf dem Acker und im Hof, und das sieht man der Landschaft an. Sie ist: ordentlich. Und immer wieder lugt das Windrad über den Berg.

Für Besigheim sollte man ein bisschen Zeit einplanen. Nicht nur, weil die Altstadt zum Schlendern einlädt, sondern auch, weil man die Cafés und Gasthäuser dort nutzen sollte, um sich zu stärken. Denn auf dem Weg nach Bietigheim geht es nun bergauf – meist nicht zu steil, aber doch stetig.

Kulinarischer Abschluss

Um den Abendberg herum erreicht man die Höhe von Metterzimmern. Von dort aus hat man den halben Kreis Ludwigsburg im Blick: den Hohenasperg und den Tammer Wasserturm, das Ludwigsburger Wüstenrot-Hochhaus und die Spitze des Marbacher Kraftwerks. In der Ferne erkennt man den Stuttgarter Fernsehturm und den Engelberg bei Leonberg. Nur eines sieht man nicht mehr: das Windrad.

Locker kann man nun in die schöne Bietigheimer Altstadt hinunterrollen, wo man die Tour kulinarisch abschließen kann. Und wenn man beim Hinuntergleiten den Blick nach links richtet, dann sieht man es noch einmal, das Windrad. Zwischen den Häusern winkt der Flügel zum Abschied.

Der Fahrplan der Serie und das PDF zur Tour

Tour 1
Stuttgarter Ausblicke: Stadtmitte – Stadtmitte mit dem Pedelec (25 km) 29. Mai

Tour 2
Museumsradweg 1: Weil der Stadt – Holzgerlingen (26 km)    30. Mai

Tour 3
Museumsradweg 2: Holzgerlingen – Nürtingen (36 km) 31. Mai

Tour 4
Schlössertour 1: Ludwigsburg – Stuttgart (47 km)                                       1. Juni

Tour 5
Schlössertour 2: Stuttgart – Stuttgart- Hohenheim (13 km) 2. Juni

Tour 6
Wieslaufweg: Schorndorf – Schorndorf mit dem Pedelec (28 km) 4. Juni

Tour 7
Glemsmühlenradweg: Leonberg – Unterriexingen (36 km) 5. Juni

Tour 8
Entlang des Neckars: Freiberg – Bietigheim (26 km)                                      6. Juni

Tour 9
Burgen und Adler: Marbach – Backnang (38 km)                                      8. Juni

Tour 10
Albtraum: Schopfloch – Nürtingen (57 km) 9. Juni

Tour 11
Fünf-Kreise-Tour: Sulzbach – Oppenweiler (50 km) 11. Juni