Auf der Schwäbischen Alb herrscht verwirrende Vielfalt für wandernde Touristen. Eine einheitliche Beschilderung der Routen soll das ändern.

Stuttgart - Seit mehr als hundert Jahren schildert der Schwäbische Albverein Wanderwege aus. Dabei ist es nicht geblieben. Wenn eine Region im Tourismusbereich Wert auf das Wandern legt, markiert sie gerne selbst Wege, und zwar so, wie sie es für richtig hält. Ergebnis: keine Spur von einheitlicher Beschilderung. "Mehr als zehn verschiedene Wegemarkierungssysteme haben sich etabliert", kritisiert Hans-Ulrich Rauchfuß, der Präsident des Schwäbischen Albvereins. Die Schildervielfalt hat zu einiger Verwirrung geführt. Das soll sich gründlich ändern.

 

Albverein und der Schwäbische-Alb-Tourismus-Verband haben eine Kooperation beschlossen. Wichtigster Inhalt ist die Umsetzung eines neuen, einheitlichen Beschilderungssystems für die gesamte Schwäbische Alb. "Damit geht ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung, eine Vereinheitlichung ist längst überfällig", erklärte in Stuttgart der Vorsitzende des Tourismusverbands, Reutlingens Landrat Thomas Reumann. Er betont gerne, dass dieses Verbandsgebiet zehn Landkreise und 160 Kommunen umfasst.

Umsetzung dauert drei bis vier Jahre

Nun ist der Beschluss die eine, die Umsetzung die zweite Sache angesichts von 14.000 Kilometern Albverein-Wanderwegen kreuz und quer über die Alb. Reumann rechnet mit Kosten von zwei bis drei Millionen Euro. Die Kommunen und Landkreise sollen aus verschiedenen Fördertöpfen Teile der Summe beisteuern. "Dazu blicken wir vertrauensvoll auf das Land", erklärt der Landrat und kündigt einen gemeinsamen Förderantrag von Tourismusverband und Albverein an. Bis alles umgesetzt ist, werden drei bis vier Jahre vergehen.

Wie alles aussehen soll, zeichnet sich bereits heute ab und ist bald in der Pilotregion Donau-Heuberg und Donaubergland zu sehen. Das Prinzip erklärte Walter Knittel Geschäftsführer der Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH in Tuttlingen: "Das System verbindet konsequent die Wege des Schwäbischen Albvereins mit denen des Tourismus."

Die Fernwanderwege werden ebenso einbezogen sein wie die örtlichen Rundwege wie zum Beispiel die Traufgänge in Albstadt (siehe den nebenstehenden Artikel). Konkret heißt das: Fernwanderwege mit einer Länge von mitunter vielen Hundert Kilometern und Verbindungswege erhalten gelbe Wegweiser mit zahlreichen Informationen von den Wegstrecken zu den nächsten Orten bis zu Hinweisen auf den nächsten Bahnhof. Etwas kleiner fallen die hellgrün gehaltenen Schilder aus, die den Wanderern signalisieren, dass sie sich auf einem örtlichen Rundweg befinden. Ihre Informationen werden in gleicher Form dargeboten.

Auch Kretschmann ist ein Wanderfreund

Auf den Pfosten an diesen Wegweisungen befinden sich auch Daten wie die Höhe über dem Meeresspiegel oder die GPS-Koordinaten. Die bisherigen an Bäumen oder Felsen angebrachten Markierungszeichen der Fernwanderwege werden unverändert in das System einbezogen. Informationen wie die GPS-Koordinaten werden von Wanderern immer mehr genutzt. "Mit der Karte in der Hand wandern heute nur noch wenige", beobachtet Albvereinschef Rauchfuß. Für ihn ist klar, dass der Wanderer der Zukunft Infos aus dem Smartphone bezieht. "Zu Hause am PC kann er sehen, welche Strecke er zurückgelegt hat."

Zu den prominenten Wanderfreunden zählt Ministerpräsident Winfried Kretschmann. In Albstadt hat er schon vier der sieben Traufgänge hinter sich gebracht, und zwar ganz privat. Auf seine Spur führen allenfalls Einträge ins Gästebuch von Wirtshäusern wie dem Apfelbaum. Dort schrieb er am 14.Oktober 2011: "Die Maultaschen waren gut wie lange nicht."