Drei Tage lang war Guido Wolf mit einem Kleinbus im Land unterwegs, um persönlich Tourismus-Zuschüsse zu verteilen. Nun mokiert sich die FDP über die politische Selbstvermarktung – und über den Aufdruck auf dem Bus.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Guido Wolf (CDU) hinterließ überall glückliche Gesichter. Wie ein verspäteter Weihnachtsmann reiste der auch für Tourismus zuständige Justizminister durchs Land und verteilte seine Gaben. Die Bescherung fand in Form von Förderbescheiden statt: Hier gab es 115 000 Euro für einen „Steinzeitpark“, da 254 000 Euro für den Ausbau des Strandbads, dort 95 000 Euro für die Modernisierung der Besucher-Information. Ob Schwarzwald, Schwäbische Alb oder Bodensee: Alle wichtigen Urlaubsregionen wurden binnen drei Tagen von ihm bedacht.

 

Unterwegs war Wolf nicht mit einem Rentier-bespannten Schlitten, sondern mit einem Kleinbus aus der Fahrbereitschaft des Landes. Für den Sondereinsatz war dieser freilich besonders geschmückt worden: An der Seite prangte ein großer Aufkleber mit Landeswappen und Baden-Württemberg-Schriftzug, darüber in Großbuchstaben „TOURISBUS-TOUR 2017“ und „Minister Guido Wolf“. Tourisbus-Tour war kein Schreibfehler, sondern der Titel der Beglückungsreise Anfang März, die laut einem Sprecher des Ministeriums „guten Anklang“ gefunden hat.

FDP spottet über Größe des Busses

Nun aber kommt ein kritischer Nachhall hinzu. Spitze Bemerkungen macht der tourismuspolitische Sprecher der Landtags-FDP, Erik Schweickert, mit Blick auf das ministerielle Gefährt. „Man muss nicht jedes nette Wortspiel, das jemandem eingefallen ist, auf einen Bus kleben“, moniert Schweickert. „Für einen Minister, der Landesmittel für wichtige Tourismusprojekte vergibt, sollte die Eigen-PR doch eher zurückstehen.“ Die Größe des Busses sei hoffentlich kein Indiz für die Bedeutung des Tourismus im Justiz-Ressort, spöttelte der Liberale. Süffisant erinnerte er daran, dass Wolf als CDU-Spitzenkandidat noch mit einem Reisebus unterwegs gewesen sei, samt überdimensionalem Konterfei.

McAllister sogar mit Reisebus unterwegs

Tatsächlich ist es eher ungewöhnlich, dass ein Fachminister für sich derart Werbung macht – zumindest zu dieser Jahreszeit. Bei sogenannten Sommerreisen von Politikern sei es „regelmäßige Übung“, diese auch mittels spezieller Fahrzeuge zu vermarkten, sagt der Sprecher Wolfs. Als Beispiel verweist er auf den früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU), der einst sogar einen Reisebus bedrucken ließ. Aus Sicht des Justizministeriums könne es für die Bewertung keine Rolle spielen, wann eine solche thematische Reise stattfinde; zudem sei die Beschriftung von Wolfs Kleinbus ausgesprochen „dezent“ ausgefallen.

Angesichts der positiven Resonanz lässt sich der Minister von Einwänden wie denen Schweickerts nicht irritieren. Man plane auf jeden Fall eine Wiederholung, sagt sein Sprecher – vielleicht noch 2017.