Die Pächterinnen der Weinstube Träuble in Gablenberg, Roswitha Schreiber und Lydia Heckmann-Kübler, verabschieden sich Ende Mai nach mehr als 30 Jahren in der Gastronomie in den Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es bereits, aber ob er die Weinstube in dieser Form weiterführt, ist ungewiss.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Gablenberg - Der Eingang befindet sich in einer Seitenstraße der Gablenberger Hauptstraße, durch eine alte Holztüre geht es in die Gaststube. Das Innere der Weinstube Träuble in der Gablenberger Hauptstraße 66 wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen. Auf den schweren Holztischen liegen dicken Tischdecken, die Wände sind in dunklem Holz getäfelt. Die beiden Besitzerinnen Roswitha Schreiber (69) und die Köchin Lydia Heckmann-Kübler (64) fühlen sich in ihrem traditionell eingerichteten Umfeld wohl.

 

Doch zum 31. Mai geben die beiden Damen ihre traditionelle Weinstube auf. „Wir sind mehr als alt genug“, sagt Roswitha Schreiber. Ansonsten schweigt sie viel. Auch Heckmann-Kübler scheint nicht in freudiger Erwartung des wohlverdienten Ruhestands zu sein. Zu schaffen macht den beiden Damen, dass sie ihr Lebenswerk verlassen. Für sie und ihre Gäste geht eine Ära zu Ende. „Tja, so ist das“, sagt Heckmann-Kübler und seufzt. Es soll nicht alles anders werden. Der Hausbesitzer hat bereits einen Nachfolger für die Weinstube gefunden. Doch zunächst soll bis September umgebaut werden. Bisher hatte das Träuble offenbar Glück mit seinen Wirten, es waren in den vergangenen hundert Jahren, in denen es durchgängig Gasthaus war, lediglich fünf.

Berühmt für das Essen und die Gemütlichkeit

Heckmann-Kübler und Schreiber wünschen sich, dass die Weinstube in ihrem Sinne und jenem ihrer jahrzehntelangen Stammgäste weitergeführt wird. „Denen wird sonst ihr zweites Wohnzimmer genommen“, sagt Heckmann-Kübler. Für ihre Gemütlichkeit und das Essen seien sie berühmt gewesen.

Der Ruhestand hat für die beiden aber auch gute Seiten: Ein bisschen ausgelaugt gefühlt haben sich die beiden nach mehr als 30 Jahren in der Gastronomie. Nie habe man frei gehabt, immer haben die Gäste an erster Stelle gestanden. Freizeit gab es nicht. Trotzdem: „Man steckt das nicht so einfach weg“, sagt Heckmann-Kübler, die hauptsächlich für den Service zuständig war. Man habe viele Freunde gewonnen im Laufe der Jahrzehnte. Beide Damen wohnen sogar noch im Haus der Weinstube. Wenn der Nachfolger nun nicht interessiert sei, die Gaststätte so zu übernehmen, wie sie besteht, dann müssen sie alles ausräumen. „Da geht das ganze Flair verloren“, befürchtet Heckmann-Kübler. Die persönliche Note ihrer Weinstube sei dann weg.

Die modernen Weinstuben mögen sie nicht

Beide Damen werden der schwäbischen Landeshauptstadt den Rücken kehren. Während Schreiber nach Österreich zieht, geht Heckmann-Kübler in den Odenwald. Nicht nur die Trennung von der Weinstube wird für die beiden schwer, sondern auch, dass sie dann weit auseinander wohnen. „Wir sind ja fast wie ein altes Ehepaar“, sagt Heckmann-Kübler. Und Schreiber fügt hinzu: „Ja no, des isch scho schad. Aber der Kontakt wird schon bleiben.“ Dann schweigt sie wieder.

Heckmann-Kübler erzählt, dass sie die neuen Weinstuben im modernen Ambiente nicht so recht mag. Aus ihrer Sicht sind das oft keine rechten Weinstuben. Eine richtige, echte Weinstube wachse über die Jahrzehnte heran. So wie das Träuble, dass es bereits 1796 gegeben habe, wie sie weiß. Sie selbst hat vor mehr als 30 Jahren dort als Servicekraft angefangen. Später, im Jahr 1984, habe sie die Stube übernommen und Schreiber sei als Köchin mit eingestiegen. In vielen renommierten Gasthäusern habe sie gelernt, erzählt Schreiber über sich.

Aber das sei vorbei. Überhaupt sei alles nicht mehr wie früher. Deshalb sind die beiden doch ein bisschen froh, dass sie mit der hektischen und stressigen Zeit nichts mehr zu tun haben müssen, sagen sie. Für sie ist es eine Zeit, in der Lokale sich Weinstuben nennen, obwohl sie eigentlich Restaurants sind und das Viertele kein richtiges Viertele mehr ist, sondern nur noch im 0,2-Glas serviert wird. „Tja, so ist das halt“, sagt Heckmann-Kübler – und seufzt.