Der Geislinger Spezialist für Küchenzubehör hat bisher im Ausland noch nicht ausreichend Fuß gefasst. Ein Rationalisierungsprogramm, dem 370 bis 390 Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten, soll Geld für die internationale Expansion freisetzen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Beim Geislinger Küchenzubehörhersteller WMF stehen 370 bis 390 Arbeitsplätze auf der Kippe. Am Freitagnachmittag informierte das Unternehmen in einem Schreiben an die Mitarbeiter über diesen Plan. In der offiziellen Pressemitteilung wird keine konkrete Zahl von Stellen genannt. Hier ist lediglich von zehn Prozent Personalkosten die Rede, die wegfallen sollen, um vor allem die Expansion im Ausland zu finanzieren. Besonders betroffen dürfte der Unternehmenssitz in Geislingen sein, wo 2300 der insgesamt 6000 WMF-Mitarbeiter beschäftigt sind.

 

In der Pressemitteilung des Unternehmens ist von „Zentralfunktionen“ die Rede, deren Effizienz gesteigert werden solle. Bisher hat das Unternehmen beispielsweise für seine fünf Geschäftsbereiche – Filialen, Tisch und Küche, Elektrokleingeräte, Hotel sowie Kaffeemaschinen – unterschiedliche Marketingabteilungen. Der Stellenabbau dürfte sich über längere Zeit hinziehen. Zunächst will WMF mit dem Betriebsrat darüber verhandeln. Erst danach sei es möglich die Folgen des Personalabbaus genauer zu benennen, hieß es aus dem Unternehmen. Die Firma, der unter anderem die nur gedämpfte konjunkturelle Entwicklung in Europa zu schaffen macht, versucht bereits durch die Schließung von Filialen und eine Straffung des Sortiments Kosten zu sparen. Als nächstes im Visier ist die Logistik. Das Management wurde bereits umgebaut.

Insgesamt will das Unternehmen jährlich 30 Millionen Euro sparen. Die Aktionäre sollen in diesem Jahr nur noch eine im Vergleich zum Vorjahr halb so hohe Dividende von 0,50 Euro je Aktie erhalten. Im vergangenen Jahr lag das Jahresergebnis mit 25,3 Millionen Euro deutlich unter den 44,8 Millionen Euro Gewinn im Geschäftsjahr 2012. Ein Teil des Rückgangs führt WMF allerdings auf die Anlaufkosten des Unternehmensumbaus zurück. Auch 2014 und 2015 werde dies das Unternehmensergebnis zunächst belasten.

Vom Wachstum in Schwellenländern hat man kaum profitiert

WMF will schon seit mehreren Jahren international, vor allem außerhalb Europas, stärker Fuß fassen. Potenzial sieht man in Asien, vor allem in China, wo WMF sich als Premiummarke etablieren will. Ziel sei es, in den Bereichen Tisch und Küche sowie bei Profi-Kaffeemaschinen zum Weltmarktführer zu werden, heißt es in der Pressemitteilung. WMF müsse sich der Tatsache stellen, dass sich die Marktbedingungen in den vergangenen Jahren grundlegend verändert hätten, sagte der WMF-Vorstandsvorsitzende Peter Feld: „Wir sind uns darüber bewusst, dass der Transformationsprozess auch schmerzhaft ist.“ Die Wachstumsraten beim Umsatz seien aber seit etwa drei Jahren rückläufig. „Zugleich konnten wir den Auslandsanteil nicht wesentlich verbessern und es ist uns bisher nicht gelungen, an dem für uns wichtigen Wachstum in Schwellenländern teilzuhaben“, so Feld.

Hinter den internationalen Plänen dürfte der im Jahr 2012 bei WMF eingestiegene Hauptanteilseigener KKR stehen. Der US-Finanzinvestor hält – teilweise über aus steuerlichen Gründen verschachtelte Beteiligungen – rund Dreiviertel der Firmenanteile. Die Beteiligungsgesellschaft, der unter anderem die US-Spielwarenkette Toys’R’US gehört, hat gute Kontakte zum amerikanischen Einzelhandel und nach Asien. Bisher erzielt das mehr als 160 Jahre alte schwäbische Traditionsunternehmen immer noch rund die Hälfte seines Umsatzes in Deutschland.