Der Metallverarbeiter Mädler übernimmt die Fläche im Degerlocher Gewerbegebiet Tränke , auf der Jürgen Hollenbach ein Hotel bauen wollte.

Stuttgart-Degerloch - Die Pläne für einen 35 Millionen Euro teuren Hotelbau im Degerlocher Gewerbegebiet Tränke sind endgültig Geschichte. Der neue Besitzer einer rund 5400 Quadratmeter großen Fläche im Zwickel der B 27-Auffahrt will dort stattdessen eine Halle errichten. Die Firma Mädler, die sich auf die Metallverarbeitung spezialisiert hat, hat das Grundstück am vergangenen Freitag im Zuge einer Zwangsversteigerung erworben. Gleich nebenan ist der Hauptsitz der Firma beheimatet. Durch den Kauf steht dem Unternehmen nun fast die doppelte Fläche in Degerloch zur Verfügung.

 

„Wir wollen uns erweitern“, sagt die Geschäftsführerin Karin Mädler. Detaillierte Pläne gibt es noch nicht. Doch könnte sie sich in der Tränke „ein zusätzliches Lager oder eine Produktionsstätte“ vorstellen. Mädler erteilt damit einer Fortführung der bisherigen Pläne eine klare Absage. „Es wird hier kein Büro- oder Hotelgebäude geben“, sagt die Geschäftsführerin.

Das familiengeführte Unternehmen wurde 1893 gegründet

Derzeit beschäftigt Mädler rund 100 Menschen und stellt Antriebselemente wie etwa Schneckengetriebe, Zahnräder, Gewindespindeln und Wellengelenke her. Das familiengeführte Unternehmen wurde 1893 gegründet und verlegte seinen Firmensitz 1970 von Berlin nach Stuttgart. 1988 wurde ein eigenes Gebäude in Degerloch errichtet. 2004 und 2009 wurde die Firmenzentrale in der Tränke ausgebaut, zuletzt durch die Ergänzung eines Zentrallagers.

Das Baurecht widerspricht den Expansionsplänen von Mädler nicht. „Im Grundsatz steht dem nichts entgegen“, sagt Kirsten Rickes, die Leiterin des Baurechtsamts. „Das ist ein ganz normales Gewerbegebiet. Und im Rahmen der gültigen Grenzen kann sich die Firma dort vergrößern.“

Die bisherigen Pläne sahen indes eine vollständig andere Nutzung des Geländes vor. Der Investor Jürgen Hollenbach wollte dort für 35 Millionen Euro ein 200-Zimmer-Hotel bauen. 2008 hatte er das Grundstück samt den Plänen von der inzwischen insolventen Häussler-Gruppe übernommen. Mit der Rostocker Arcona-Kette fand sich auch ein Betreiber.

Rudi Häussler war mit seinen Plänen in der Tränke gescheitert

Doch scheiterte die Finanzierung des Projekts. Das Bauunternehmen Baresel mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen forderte seine Investition zurück. Insgesamt beliefen sich die Forderungen auf mehr als drei Millionen Euro. Das Amtsgericht Stuttgart ordnete daraufhin die Zwangsversteigerung an. Das Grundstück wechselte schließlich für 3,2 Millionen Euro den Besitzer.

Schon Rudi Häussler war mit seinen Plänen in der Tränke gescheitert. 1991 hatte er das Gelände gekauft, um dort seine Firmenzentrale zu bauen. Danach entwarf er ein Tagungsgebäude (1999), einen Supermarkt (2003) und ein Hotel (2007). Die Projektskizzen und Unterlagen für letzteres verkaufte er schließlich 2008 samt Gelände an Hollenbach. Inwiefern Mädler an einen Vertrag zwischen dem vorherigen Besitzer und der Stadt Stuttgart gebunden ist, ist unklar. Denn mit Häussler war vertraglich vereinbart worden, mit dem Bau an dieser Stelle einen Vollanschluss des Gewerbegebiets an die B 27 zu verbinden. Die Rede ist davon, dass sich der Besitzer des Grundstücks mit 280 000 Euro beteiligen soll. Zuletzt hat der Gemeinderat jedoch im Zuge der Haushaltsberatungen im Dezember 2011 den Bau des Vollanschlusses abgelehnt. Dieser hätte die Stadt rund 3,3 Millionen Euro gekostet.