Bei Möhringen hat am Donnerstag ein Zug zwei Männer überrollt – es ist der vierte schwere Unfall für die SSB in dieser Woche.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - In der Unfallstatistik der Stuttgarter Straßenbahnen nimmt diese Woche eine traurige Position ein: Innerhalb weniger Tage sind vier schwere Unfälle passiert, bei denen drei Menschen starben, vier wurden verletzt. Für die SSB-Mitarbeiter ist der Schock über den gestrigen Unfall der schwerste, weil dabei zwei Kollegen aus den eigenen Reihen ums Leben kamen. Kurz vor der Haltestelle Riedsee erfasste ein Zug der Linie U6 zwei Arbeiter, die an den Gleisen beschäftigt waren. Die 39 und 40 Jahre alten SSB-Angestellten starben kurz nach 11 Uhr an der Unfallstelle. Ein Mann war sofort tot, beim zweiten versuchten die Rettungskräfte vergeblich, ihn wiederzubeleben.

 

Die beiden Männer waren an der Stelle auf der Strecke zwischen Sonnenberg und Möhringen mit Schleif- und Schweißarbeiten beschäftigt, weil zuvor Schienen ausgewechselt worden waren. Sie waren ein „Kleinarbeitstrupp“, also nur zu zweit an der Baustelle beschäftigt. Der Zug, der sie erfasste, kam aus Richtung Sonnenberg. Zu den genauen Umständen will sich das Unternehmen nicht äußern, „weil die Staatsanwaltschaft ermittelt“, sagte die SSB-Sprecherin Birte Schaper. Auch dazu, ob es für solche Arbeiten, die während des Fahrbetriebs regulär stattfinden, genaue Sicherheitsvorschriften gibt und welche das sind, wolle man sich aufgrund der Ermittlungen nicht äußern. Das gelte auch für die weiteren in diesen Tagen passierten Unfälle auf den SSB-Strecken, so Schaper.

Die 50-jährige Fahrerin der Bahn konnte am Donnerstag noch nicht befragt werden, da sie unter Schock stand, sagte der Polizeisprecher Jörg Kurowski. Sie und der Kollege am Steuer eines entgegenkommenden Zuges, der den Unfall sah und rechtzeitig vor der Unglücksstelle zum Stehen kam, wurden ebenso wie zwei Fahrgäste am Donnerstag von Psychologen behandelt. Bisher sei ein Zeuge vernommen worden. Ob es ein Warnsignal für die Unfallopfer gegeben hatte, weiß man bei der Polizei noch nicht. Ein Sachverständiger untersuchte noch die Unfallstelle.

Ursache für zwei Unfälle war offenbar Unachtsamkeit der Verkehrsteilnehmer

Der Unfall ist die vierte Schreckensnachricht, die das Unternehmen in dieser Woche zu verkraften hat. Am Mittwoch starb eine Frau, die am Dienstag von einer Bahn an der Haltestelle Vogelsang im Westen überrollt worden war. Vor zwei Tagen erlitt ein Autofahrer nur wenige Meter von jener Haltestelle entfernt schwere Verletzungen, weil er beim Abbiegen von der Bebelstraße in die Claudiusstraße eine Bahn übersehen hatte. Sein Wagen wurde etwa 30 Meter weit mitgeschleift.

In beiden Fällen ist die Ursache für den Unfall offenbar in der Unachtsamkeit der Verkehrsteilnehmer zu finden. Die 26 Jahre alte Frau, die einen Tag nach dem Unfall ihren Verletzungen erlag, wurde überfahren, weil sie ihren beiden Hunden über die Straße hinterherrannte. Der Fehler, der dem 62-Jährigen beim Abbiegen unterlief, ist laut der Unfallstatistik eine der häufigsten Unfallursachen. Ob Unachtsamkeit auch beim vierten Unfall mit Stadtbahnen in dieser Woche die Ursache war, ist noch unklar. In Scharnhausen fuhr ein Zug auf einen anderen auf, es entstand ein Sachschaden in Höhe von 500 000 Euro.

Mit den Unfällen in dieser Woche liegt die SSB schon nach sechs Wochen im neuen Jahr weit über der Statistik des Jahres 2011. Vergangenes Jahr hatte sich ein tödlicher Unfall ereignet. Ein Mann war in Neugereut von einer Bahn erfasst worden, als er statt an einer Fußgängerfurt quer über die Kreuzung ging, um die Straße zu überqueren. Der 76-Jährige wurde am Kopf gestreift und zu Boden geschleudert. Insgesamt passierten 2011 elf Unfälle mit Stadtbahnen, bei denen Personen verletzt wurden. Das Jahr 2010 sah schlechter aus. Von neun Unfalltoten im Stadtgebiet starben zwei Fußgänger, ein Autofahrer und ein Radfahrer bei Zusammenstößen mit Stadtbahnen.

Die Stadtbahnstrecke U6 nach Möhringen war am Donnerstag bis 14.30 Uhr gesperrt. Dadurch kam es auf den Fildern auch auf anderen Strecken zu Verspätungen. Zeugen, die Hinweise zum Unfall machen können, bittet die Polizei, sich unter der Telefonnummer 89 90-52 00 zu melden.