Nach fünf Jahren Abwesenheit muss sich Salome nicht vor der Konkurrenz verstecken. Das Teater verzaubert mit Artistik, Tanz und viel Poesie.

Lokales: Matthias Ring (mri)
Stuttgart - Harry Owens spricht "von der längsten Fahrt meines Lebens". Damit meint der Gründer des Traumtheaters Salome nicht die programmatische Reise ins Reich der Träume, sondern die Tatsache, dass das Stuttgart-Gastspiel eigentlich schon für Mai dieses Jahres geplant war. Doch Unstimmigkeiten wegen der Mietkonditionen auf dem Gelände an der Willy-Brandt-Straße führten zum vorzeitigen Abbruch des Zelts. Nun also ist das Traumtheater wieder da, im 30. Jahr seines Bestehens und nach fünf Jahren Abwesenheit von Stuttgart.

Die Konkurrenz derzeit ist groß: noch ist der Zirkus Knie auf dem Wasen, im Dezember folgt der Weltweihnachtscircus, nächste Woche hat der Palazzo Premiere, und das Friedrichsbau-Varieté gibt es ja auch noch. Aber Salome muss sich nicht hinter Schleiern verstecken, denn das Traumtheater hat seinen eigenen Charme und bietet Artistik auf hohem Niveau. Und wenn die Akrobatik mal nicht ganz so spektakulär ist, so wird dies durch ein gerüttelt Maß an Poesie ausgeglichen.

Ein Ort am Ende unseres Verstehens


Dafür ist vor allem Owens zuständig, der feierlich auf einem Thron Platz nimmt und mit märchenhafter Stimme erzählt. "Da sitze ich nun am Rande der Zeit - würden Sie sich bitte auch hinsetzen, Herr Ober?!" Nun, derlei abrupte Unterbrechung "an einem Ort am Ende unseres Verstehens" ist wohl der Verwöhnung des Premierenpublikums geschuldet. Manchmal ist die Poesie der Bilder eben größer als die der Worte. Etwa wenn sich aus einer Szene unter drehenden Schirmen ein Paar mit modernem Ausdruckstanz löst.

Schließlich sind die 15 Künstler nicht nur aus der eigenen Akademie der schönen Künste, sondern auch von der staatlichen Ballett- und Artistenschule. Überhaupt der Tanz, der nimmt in dem Programm eine große Rolle ein: klassisch auf Spitzen, orientalisch hinter Schleiern, leidenschaftlich als Flamenco oder Videoclip-gerecht als Michael-Jackson-Einlage. Wobei die Bewegungen des King of Pop bis auf einen Moonwalk freilich nur angedeutet werden können.

Artistik gepaart mit Komik


Aber auch die Artistik kommt nicht zu kurz, und manchmal ist sie gepaart mit Komik. Wie bei einem Jonglageduo, das sich gewitzt die Bälle zuwirft oder Keulen zwischen die Beine steckt. Equilibristik darf ebenso wenig fehlen wie die kraftmeiernde Hand-auf-Hand-Nummer oder das rasante Spiel mit Diabolos. Und einen Superlativ hätten wir auch noch: den kleinsten Mann, na ja, zumindest "den kleinsten Weihnachtsmann der Welt", wie Owens nach der Premiere schon mal für die Benefizvorstellungen des Lions Clubs am 6. Dezember und für die Olgäle-Stiftung am 15.Dezember wirbt.

Für Betriebsfeiern stellt man sich wie die Konkurrenz vom Palazzo ebenso zur Verfügung, wobei das Traumtheater mit regulären Karten zwischen 15 und 38,50 Euro einen gewissen Preisvorteil gegenüber dem Gourmettheater bietet.

Vorstellungen Bis 2. Januar 2011: mittwochs bis samstags 20 Uhr, sonntags 12 und 16 Uhr