Der Lebenstreff der Stadtteilgruppe Vaihingen des Palliativ-Netzes Stuttgart ist ein Gesprächsangebot für Trauernde. Der erste Termin ist am 25. März, weitere folgen im Juni und im Oktober.

Vaihingen - Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ Unter diesen Sinnspruch des Johann Wolfgang von Goethe stellt die Stadtteilgruppe Vaihingen des Palliativ-Netzes Stuttgart ihren neuen Lebenstreff. Dieser richtet sich an Menschen, die in Trauer sind, die einen geliebten Menschen verloren haben oder durch Krankheit verlieren werden. Der erste Termin ist am Mittwochabend in den Räumen des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ) an der Robert-Koch-Straße 9.

 

Die Stadtteilgruppe besteht aus fachlich qualifizierten Bürgern Vaihingens, die sich für Sterbende, Schwerstkranke und Trauernde engagieren. Katrin Gebicke ist die Koordinatorin des Palliativ-Netzes Stuttgart, sie ist außerdem in der Bürgerstiftung Stuttgart aktiv. „Willkommen sind alle, die niemanden zum Reden haben, oder die, die vielleicht mal mit jemand anderem reden möchten, weil die Angehörigen bereits sehr belastet sind“, sagt sie. Folkmar Schiek ist Bestatter und Trauerbegleiter. „Unsere Idee ist es, ein Angebot mit relativ wenig festem Programm, dafür aber umso mehr Freiraum für die Gestaltung zu machen“, sagt er. Zu Beginn des Abends steht das Ankommen und Wohlfühlen im Vordergrund. „Es wird Harfenmusik gespielt, wir begrüßen die Menschen und stellen uns vor. Man kann sich den Büchertisch anschauen und in erste Gespräche kommen“, beschreibt Gebicke. Im Anschluss referiert Christine Dehlinger über die Angebote für Trauernde in Stuttgart. Sie ist Trauerbegleiterin und Trauerpädagogin, bildet also andere Trauerbegleiter aus. Danach gibt es eine Kleinigkeit zu essen. „Das gehört ebenfalls zum Wohlfühlen dazu“, erklärt Gebicke.

Trauer wird von den Betroffenen oft unterschätzt

Der Hauptteil des Abends verläuft in Gesprächen in kleinen Gruppen. Es gibt keine große Runde, in der jeder „vorspricht“ und von seinen ganz persönlichen Erlebnissen erzählt. Es ist vielmehr so, dass die Besucher sich den passenden Gesprächspartner aussuchen und erzählen oder Fragen stellen. Die Gesprächspartner, also die Mitglieder der Stadtteilgruppe, bringen ihr Fachwissen und ihre ganz eigene Persönlichkeiten mit ein. Neben Gebicke, Schiek und Dehlinger besteht die Gruppe außerdem aus Birgitta Hetzner, der Pastorin der evangelisch-methodistischen Pauluskirche, und Antonia Kovacevic, die für die Evangelische Gesellschaft (Eva) in der Tagesstätte für psychisch kranke Menschen tätig ist. Cornelia Meyer-Lentl ist die Teamleiterin des Gerontopsychiatrischen Dienstes (Gerbera), der in den Räumen des GPZ beheimatet ist. Weitere Mitglieder sind der Vaihinger Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt und Hella Schmidt, die als Ehrenamtliche in der Sitzwache des Hospiz Stuttgart sowie des stationären Hospiz Sankt Martin tätig ist.

Austausch, Information, Trost – das ist, was der Lebenstreff bieten möchte. „Trauer wird immer wieder unterschätzt“, sagt Schiek. „Sie kann einem den Boden unter den Füßen wegziehen, länger dauern als erwartet und einen ganz plötzlich überfallen“, weiß der Bestatter. Doch Trauer kann auch andere Gründe haben, sie muss nicht zwangsläufig mit dem Tod verbunden sein: „Sie wird beispielsweise auch empfunden, wenn sich ein Mensch aufgrund einer Erkrankung verändert und in seine eigene Welt zurückzieht“, erklärt Meyer-Lentl.

Bei großer Nachfrage sind häufigere Treffen möglich

Der Lebenstreff ist ein Versuch, den die Stadtteilgruppe nun startet. Wird er angenommen, sind im kommenden Jahr auch häufigere Treffen möglich, erzählt Gebicke. „Wer sich jetzt fragt, betrifft mich das? Angesprochen sind alle von jung bis alt, die jemanden verloren haben oder im Begriff sind zu verlieren“, sagt Schiek.

Info
Der Lebenstreff ist ein Angebot der Stadtteilgruppe Vaihingen des Palliativ-Netzes Stuttgart. Er richtet sich an Menschen, in deren Leben die Themen Trauer und Verlust eine Rolle spielen, die sich mit anderen Betroffenen austauschen und Kontakte knüpfen möchten sowie sich über Hilfsangebote informieren möchten. Weitere Informationen stehen im Internet unter der Adresse www.palliativ-netz-stuttgart.de/lebenstreff.

Termine
Das erste Treffen ist am Mittwoch, 25. März, von 17 bis 19 Uhr in den Räumen des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ) an der Robert-Koch-Straße 9. Der Eingang befindet sich an der Emilienstraße. Die nächsten Termine sind am Mittwoch, 24. Juni, in den Räumen der evangelisch-methodistischen Paulusgemeinde an der Brommerstraße 11, sowie am Mittwoch, 28. Oktober, wiederum in den Räumen des GPZ. Der Lebenstreff in der Paulusgemeinde beginnt bereits um 15.30 Uhr; im Oktober im GPZ geht es um 17 Uhr los.