Smarter, flacher, größer: Am Freitag startet die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin. Ein Blick auf die Trends zeigt: Der Fernseher wird zum digitalen Alleskönner.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Mehr als 1400 Aussteller zeigen auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vom 31. August bis 5. September ihre neuen Produkte. Ein Überblick zu den wichtigsten technischen Trends.

 

Trend 1: Immer smarter. Erst flach und größer, nun mit 3-D und Internetzugang – die rasante Entwicklung des Fernsehgeräts zum digitalen Alleskönner ist in diesem Jahr wieder das wichtigste Thema in der Unterhaltungselektronik. Zehn Millionen Fernsehgeräte will die Branche dieses Jahr in Deutschland verkaufen, ein neuer Rekord und ein Multimilliardengeschäft. Das Internet treibt auch hier die Entwicklung und den Absatz voran. Jedes zweite verkaufte Gerät ist bereits vernetzbar und onlinefähig, meist per Funktechnik WLAN.

Es kann also drahtlos im heimischen Netzwerk Filme, Musik oder Fotos von der Computerfestplatte und anderen Geräten auf den Bildschirm holen oder Verbindung zu Mediatheken, Youtube, sozialen Netzwerken und Nachrichtenseiten im weltweiten Datennetz herstellen. Als „Smart-TV“ werden solchen Geräte bezeichnet, die das Beste aus der TV- und Internetwelt vereinen sollen.

Der Fernseher als Multimediazentrale – versprochen wird das schon lange. Doch bisher verhinderten teils holprige Bedienungskonzepte und wenig attraktive Webangebote den Durchbruch der neuen Technik. Auch fehlten einheitliche Standards, jeder Hersteller setzt auf eigene Lösungen bei den Zugangsportalen. Der Standard HbbTV (Hybrid Broad Band TV) scheint sich nun aber als schlaue Verbindung von TV-Sendungen und Webinhalten durchzusetzen. Besonders der einfache Zugriff auf die TV-Archive in den Mediatheken und die vielen möglichen Zusatzprogramme (Apps) kurbeln den Absatz der smarten Fernseher an. Mit Google-TV soll zudem zur IFA ein neues Angebot starten. Die neue Fernsehwelt wird Realität.

Trend 2: Immer größer und dünner. Die nächste TV-Revolution steht bevor. Mit organischen lichtabgebenden Leuchtdioden lassen sich hauchdünne Riesenbildschirme bauen, die atemberaubend brillante Darstellungen liefern. Die ersten OLED-Fernseher werden auf der IFA zu sehen sein und erregten zuvor bereits auf der Konkurrenzmesse in Las Vegas viel Aufsehen. Mit Preisen von rund 8000 Euro aufwärts kosten die Geräte, die gerade noch vier Millimeter dünne Displays haben und gegen Bruch speziell verstärkt werden müssen, aber noch ein kleines Vermögen.

Mit Bildschirmdiagonalen von 55 Zoll (140 Zentimeter) aufwärts kann man die Riesenschirme wie eine Leinwand an die Wand hängen, sofern im Wohnzimmer Platz dafür da ist. Auch die Flachbildschirme mit herkömmlicher LCD-Technik werden immer größer und bezahlbarer. Für rund 5000 Euro gibt es inzwischen bereits Displays mit 80 Zoll Diagonale, das sind mehr als zwei Meter. Damit solche Boliden beste Bilder zeigen, soll es mit Ultra Definition (UD) auch wieder mal einen neuen Bildstandard mit doppelt so hoher Auflösung (3840 mal 2160 Pixel) geben. Noch aber ist das Zukunftsmusik, auch wenn erste Geräte auf der IFA gezeigt werden sollen.

Trend 3: Immer vielfältiger. „Second Screen“ heißt ein neues Zauberwort der Branche. Der Trend geht zum tragbaren Zweitbildschirm, dem Tablet-PC. Die Flachmänner sind weltweit ein Verkaufsrenner, seit Apple mit dem „iPad“ einen gigantischen Erfolg landete. Gerne werden die kleinen Schirme auch daheim zum Surfen im Internet benutzt, während im Hintergrund der Fernseher läuft. So kann man nebenher die Mails lesen oder sich in sozialen Netzwerken austauschen.

Immer einfacher aber klappt auch die Verbindung von großem und kleinem Schirm. Kleine Zusatzprogramme machen das Pad zur TV-Fernsteuerung, mit wenigen Fingertipps lassen sich Filme und Videos aus dem heimischen Medienarchiv auf dem Fernseher abspielen. Die Tablets öffnen mit kinderleichter Bedienung die ganze digitale Welt.

Jeder kann aus einer Flut von Applikationen sein ganz persönliches Anwendungsprofil gestalten. Musik hören, TV und Filme schauen, Mails lesen, im Internet stöbern, Fotos schießen und archivieren, telefonieren – alles ist machbar. Mit den Mini-PCs lässt auch die gesamte vernetzte Haustechnik steuern. Man ahnt, was da noch kommen kann.

Trend 4: Immer sparsamer. In Zeiten des Klimawandels und hoher Strompreise sind Geräte gefragt, die Energie effizient nutzen. Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte sind große Stromverbraucher, teils auch im Bereitschaftsbetrieb. Das ändert sich: Bei vielen neuen Flachbildschirmen gibt es wieder einen Netzschalter, andere brauchen im Stand-by-Modus weniger als ein Watt. Das sind erfreuliche Fortschritte. Allerdings ist im Dauerbetrieb der Stromverbrauch weiterhin hoch. Er liegt aber inzwischen sehr viel niedriger als noch vor einigen Jahren. Bei LCD-Fernsehern senken LED-Hintergrundbeleuchtungen den Verbrauch teils erheblich. So benötigen sogar großformatige TV-Geräte inzwischen weniger als 100 Watt Leistung.