Robert Busse und Ewald Widali machen in ihrem Ditzinger Handwerksbetrieb alte Sofas neu. Sie veredeln aber auch Safes auf einzigartige Weise – und haben Kunden auf der ganzen Welt.

Ditzingen - Der Satz eines Tresorbauers in der Schweiz ist Robert Busse eindrücklich in Erinnerung geblieben. „Griff und Tastatureinheit sind das Gesicht eines Tresors“, habe der Schweizer gesagt. Warum also nicht auch jenen Bereich individuell gestalten, der bei allen Sicherheitsschränken vorhanden sein muss? Ganz gleich, ob ein Tresor nach dem Eintippen der Zahlenkombination mit einem Rad aufzudrehen oder mit einem Griff aufzuziehen ist: letztlich sitzt das Bedienteil immer unübersehbar auf dem Tresor.

 

Ob klein oder groß, immer aber klobig, ist der Tresor ein schnöder Stahlschrank – in der Regel. Denn Robert Busse und Ewald Widali haben sich in ihrem Unternehmen in der Ditzinger Zeissstraße damit nicht abgefunden. Vor einigen Jahren begannen sie, die Ansicht von Tresoren durch eine Ummantelung zu veredeln. Als erstes verliehen sie einem Stahlschrank die Anmutung eines überdimensionierten Louis-Vuitton-Koffers. Die Bedienkonsole blieb freilich weiterhin sichtbar. Busse ärgerte das, es ließ ihn nicht los, er begann zu tüfteln, machte Zeichnungen. Am Ende hatte er, der eine Werkzeugmacherlehre gemacht, aber nicht abgeschlossen hat, eine Lösung, die ihn zufriedenstellte: Die Elemente können nun so plan wie nur möglich auf der Tresortür angebracht werden. Der Klappmechanismus in dieser Konstellation sei weltweit einzigartig, ist Busse überzeugt. Zudem sind die Elemente so weitgehend der Optik des Tresors angepasst.

Ein Handwerksbetrieb geblieben

Mehr als hunderttausend Euro hat das erste Exemplar dieser Art letztlich gekostet. Es war eine Auftragsarbeit, so wie alle anderen Tresore auch, die die Ditzinger mit Luxusausstattung veredelt haben. Im Wesentlichen gehören Sammler zu ihren Kunden, etwa Uhrenliebhaber.

Möglich ist, was machbar ist, keine Herausforderung scheint zu hoch. Sollen Automatikuhren einzeln in Schatullen verwahrt und mit einer Mechanik ständig bewegt werden, um sie aufzuziehen? Kein Problem. Auch eine Uhr im Safe sollte die Zeit schließlich korrekt anzeigen.

Dabei stehen der 49-jährige Sattlermeister Ewald Widali und der zwei Jahre jüngere Robert Busse, der Sattler, als Geschäftsführer im Grunde einem Polsterei-Meisterbetrieb vor. Dieser hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere Geschäftsbereiche erschlossen. Beide leben aber die Freude am Außergewöhnlichen im Handwerk aus – wenngleich die Lederummantelung von Tresoren nur einen kleinen Teil ihres Geschäftsspektrums ausmacht. Im Kern sehen sie sich dem Privatkunden verpflichtet, der ein Sofa erneuern lassen möchte oder dem Gastronomen, der seine Lokalität gestaltet. Zudem unterstützen sie Automobilhersteller in der Umsetzung von Designstudien.

Interessenten auf der ganzen Welt

Die veredelten Tresore haben Interessenten auf der ganzen Welt. Gleichwohl machen Widali und Busse nicht selbst Werbung dafür. Sie kooperieren mit einem einzigen Unternehmen, Exklusivität zählt auch in diesem Bereich. „Wir vermarkten das nicht selbst“, sagt Widali. Wenn sie dann einen Tresor aber mal selbst ausliefern, dann tauchen sie ein in die Welt der Reichen und Schönen. Sie staunen – und kehren zurück in ihren „kleinen Handwerksbetrieb“, wie sie ihn selbst nennen. Elf Mitarbeiter beschäftigen sie, Autosattler ebenso wie Polsterer. Über Umsatzzahlen sprechen sei aber nicht.