Völlig überrumpeln lassen hat sich am Donnerstag eine Seniorin aus dem Stuttgarter Westen – und dabei schließlich 100 000 Euro verloren. Unbekannte Täter hatten eine Notlage vorgetäuscht.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Eine Seniorin aus dem Stuttgarter Westen hat sich am Donnerstag völlig überrumpeln lassen – und dabei schließlich 100 000 Euro verloren. Eine unbekannte Frau hatte die 76-Jährige angerufen, sich als Bekannte mit dem Vornamen „Helga“ gemeldet und behauptet, sie befinde sich in einer finanziellen Notlage. Die Anruferin gab vor, im Büro eines Notars zu sitzen und dringend und sofort Geld für einen Wohnungskauf zu benötigen.

 

Der Täterin gelang es offenbar unter raffinierten Überredungskünsten, die 76-Jährige zu überzeugen, denn die Stuttgarterin stimmte zu: Sie habe 100 000 Euro in bar daheim. Die fremde Frau am Telefon wiederum ging auf das Angebot ein. Sie gaukelte vor, gleich eine zuverlässige Notarsgehilfin vorbeizuschicken, die das Geld abholen werde. Kurz danach klingelte es an der Wohnungstür der 76-Jährigen. Eine junge Frau nahm die 100 000 Euro entgegen und versprach, das Geld auch sofort ins Notariat zu bringen. Danach herrschte Funkstelle. Am Freitag zeigte die Frau den Fall dann bei der er Polizei an.

Immer wieder melden sich vor allem ältere Menschen bei den Ermittlern und berichten davon, dass Trickbetrüger bei ihnen angerufen haben. Die Masche ist stets die gleiche: Die Opfer sind Senioren, und die Täter geben sich als vermeintliche Freunde, Bekannte oder sogar Verwandte aus, die sich in einer Notlage befinden würden und dringend Geld benötigten. Dabei versuchen sie die Unsicherheit älterer Menschen auszunutzen. Die Nummern picken sich die Täter offenbar aus den Telefonbüchern, gewählt werden Vornamen, die auf ältere Menschen schließen lassen. Manche Täter spezialisieren sich auch auf Namen, die auf beispielsweise auf eine Herkunft aus Russland schließen lassen, und warten gegenüber den Landsleuten mit Geschichten auf, die einen Bezug zur früheren Heimat haben. Auch Geschichten von Unfällen werden verwendet, um Mitleid zu heischen, so die Erkenntnis der Polizei.

Allein in der Zeit von Mitte Januar bis Ende voriger Woche gab es in der Stadt elf ähnliche Trickbetrugsversuche. Auffallend ist bei allen, dass die Täter stets Senioren um Geld für einen Immobilienkauf baten. Bei diesen Telefonaten waren aber meist deutlich geringere Summen im Gespräch. Nur ein Mal wurden 70 000 Euro gefordert. In allen elf Fällen wurden die Senioren stutzig und riefen die Polizei an. Im Dezember hatten Betrüger bei einem Ehepaar aus Möhringen Erfolg mit der Masche. Ihnen wurde vorgegaukelt, der eigene Sohn sei am anderen Ende der Leitung – worauf sie mehrere Tausend Euro hergaben. Allgemein gehen die Ermittler aber davon aus, dass es eine deutlich höhere Dunkelziffer gibt: Aus Scham melden sich Betroffene nicht. Die Polizei rät,äußerst misstrauisch zu sein, wenn Anrufer um Geld bitten.