Flüchtlinge werden durch die 13. Triennale-Ausstellung in der Alten Kelter in Fellbach geführt.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Fellbach - Beim Tomatenballett erntet Petra Eisele die ersten Lacher. Fasziniert beobachten die Flüchtlinge, wie das rote Gemüse scheinbar schwerelos in einer Art Aquarium umher schwebt. „Die Tomaten werden regelmäßig von uns ausgetauscht. Und wir werfen sie nicht weg, sondern essen sie“, erklärt die Volontärin des Fellbacher Kulturamts den Teilnehmern der Führung durch die 13. Triennale-Ausstellung mit dem Titel „Food – Ökologien des Alltags.

 

Aus einer Idee des Kulturamts und der Volkshochschule Unteres Remstal war die Idee entstanden, Migranten durch die anspruchsvolle Schau zu führen. Rund zehn in Fellbach wohnende Männer und Frauen waren der Einladung gefolgt. Interessiert ließen sie sich eine Stunde durch die Schau führen. Mit leicht verständlichen, humorvollen Beschreibungen und mit Hilfe von Bildern schaffte es Petra Eisele, das Interesse der Migranten zu wecken.

Die Mitarbeiterin des Kulturamts versucht die Migranten aus der Reserve zu locken

Bevor sie die kleine Gruppe zu einigen der Highlights der Ausstellung führte, gab es von der Kulturamts-Mitarbeiterin noch Infos zu den Machern der Schau, zum Konzept und zum Ausstellungsort Alte Kelter. „Eigentlich sieht man hier überall das Dachgebälk. Damit die Werke gut zur Geltung kommen, haben die Kuratorinnen ein weißes Zelt im Haus aufbauen lassen. Wie finden Sie das?“, versuchte Petra Eisele die Migranten aus der Reserve zu locken.

Die Volontärin des Kulturamts machte auch an zwei Stationen halt, an denen probieren – getreu dem Motto „Food“ – ausdrücklich erwünscht war. Während bei der Ansammlung von Schnäpsen von einer türkischen Künstlerin nur Doris Kemmler-Maier, die Sprachlehrerin der Migranten aus der Volkshochschule, einen Schluck kosten wollte, griffen bei dem goldglänzenden Bonbonhaufen alle beherzt zu. „Der Künstler ist homosexuell. Sein Partner ist an HIV gestorben. Mit dem Bonbonhaufen, der langsam kleiner wird, möchte er die Auflösung durch die Immunschwächekrankheit Aids symbolisieren“, gab Petra Eisele den Flüchtlingen einige Einblicke in das süße Werk. Auch was für die Nase hatte die Volontärin des Kulturamts für die Teilnehmer der kleinen Sonderführung parat. In extra aufgebauten Zuchtbecken wachsen Algen in der Alten Kelter. Es riecht nach Meerwasser, aber modrig. In kleinen Vitrinen an der Wand sind Snacks ausgestellt, in denen der Seetang verarbeitet ist. „Algen sind sehr gesund. Die Fastfood-Sachen dagegen nicht. Das stellt der Künstler gegenüber“, erklärte Petra Eisele und peilte mit ihrer Truppe schon das nächste Kunstwerk an.

Künstler aus der Schweiz haben Abfälle aus Supermärkten eingekocht

Dort haben Künstler aus der Schweiz Abfälle aus Supermärkten eingekocht. „Wer möchte, darf sich ein Glas aussuchen, und etwas anders dafür hinterlegen. Aber das Essen ist auf eigene Gefahr“, sagte sie.