Das ist nicht ihr einziges Problem. Die Trikotwarenfabrik produziert Unterwäsche für Großkonzerne wie Quelle, Karstadt und Kaufhof, ohne eigenen Markennamen. Der Preiskampf ist gnadenlos. Für Wolfgang Grupp, aufs Leben vorbereitet am Jesuitenkolleg Sankt Blasien, sind die Tage zu Hause wenig erbaulich. Die Krise der Firma liegt schwer auf der Familie. Der Sohn sucht das Weite.

Die Firma produziert alles im eigenen Land


Er studiert in Köln Betriebswirtschaft, schließt als Diplom-Kaufmann ab und will danach promovieren. In dieser Zeit besucht er eine Textilmesse und stellt fest, dass vieles im elterlichen Betrieb nicht rund läuft. Immer öfter gerät er mit seinem Vater aneinander. "Wenn du alles besser kannst, dann mach' es selber", sagt der Senior. Wolfgang Grupp lässt sich nicht zweimal bitten und bricht die Promotion ab. "Lieber eine Firma ohne Doktor als umgekehrt."

Als er 1969 anfängt, trennen sich die Wege von Vater und Sohn. Wolfgang Grupp landet bereits nach wenigen Wochen den ersten Coup. Ein früher verkaufter Restposten von weißen Unterhemden der Trikotwarenfabrik taucht im modernen Batik-Look eingefärbt bei einer Messe auf. Grupp junior kommt mit dem Einkäufer von C&A ins Gespräch. Der erste Großauftrag.

Es sind denkwürdige Zeiten am Fuße des Hohenzollern. Der neue Chef räumt auf. Er schafft mit Trigema eine Marke, erkennt vor anderen den Tennisboom. Von den defizitären Tochterfirmen trennt er sich ebenso entschlossen wie von Hausbanken und Discountern, die ihn in einen ruinösen Wettbewerb treiben wollen.

Grupp baut Trigema zum führenden T-Shirt-Hersteller der Republik aus. Die Firma produziert vom Garn bis zum Fertigprodukt komplett im eigenen Land. Sie hat eine Eigenkapitalquote von 100 Prozent und erwirtschaftet mit 1200 Angestellten einen Umsatz von 85 Millionen Euro, die Hälfte davon in 46 eigenen Shops zwischen Schleswig-Holstein und Bayern. Verwaltet wird der ganze Betrieb von nur 32 Mitarbeitern im Großraumbüro, von denen mehr als neunzig Prozent als Lehrlinge bei Grupp im Werk angefangen haben.

Er zeigt auf seiner Hochzeit, dass ein Grupp nicht aus Stahl ist


Der streitbare Boss schert sich nicht darum, was die Leute reden. Er lebt Sparsamkeit vor und umgibt sich zugleich mit schwäbischer Grandezza. Das geht bei ihm zusammen. Ein Hubschrauber mit Firmenemblem steht auf seinem Hof, im Fernsehen läuft zur besten Sendezeit vor der Tagesschau sein Retrospot mit dem Trigema-Affen, Bundesligavereine werben für die Fabrik in Burladingen, und sogar auf der Landkarte des Hochadels taucht der 13.000 Einwohner zählende Flecken unverhofft auf. Bei einer Jagd lernt der Junggeselle eine steiermärkische Baroness kennen, bildhübsch und 24 Jahre jünger. Er heiratet sie und offenbart ihr bei der Hochzeit vor illustren Gästen, dass ein Grupp nicht aus Stahl ist. "Du hast mich mit deiner Entscheidung aus dem Dunkel meines Lebens herausgeholt, das für viele so glanzvoll schien."