Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Andere Länder, andere Trinkgeld-Sitten: Bei den Adria-Anrainern Kroatien und Montenegro wird ein Sonder-Obulus für Kellner, Friseusen und Taxi-Fahrer erwartet – im Gegensatz zum nahen Slowenien. Sprachlich ist beim Trinkgeld noch heute deutlich, zu welchen Einflusssphären die Küstenstaaten zählten. Im einst zum Habsburgerreich gehörenden Kroatien zahlt man ein „Tringelt“, in dem teilweise vom Osmanenreich kontrollierten Montenegro ein „Baksis“.

 

Vor allem die Gastronomen in Montenegro haben einen Ruf als eher träge Dienstleister. Über die angebliche Faulheit der Montenegriner wird in der ganzen Region gewitzelt. Doch ob lauer oder guter Service: Das Zahlen von Trinkgeld gilt in Kroatien und Montenegro als Gästepflicht.

Trinkgeld zahlen ist Gästepflicht

Die Zeiten, in denen zehn Prozent der Rechnung als feste Richtschnur für die Höhe des Trinkgelds galten, sind bei den krisengeschüttelten Nachbarn vorbei. Jeder Betrag zwischen fünf und zehn Prozent der Rechnung wird von den Beglückten meist zufrieden eingestrichen. Darunter kann es auch schon mal frostige Mienen statt einem freundlichen „Hvala“ („Danke“) geben. Geizige Gäste sind eben in keinem Wirtshaus der Welt gefragt.

Bei kleineren Beträgen tut es eine kleine Aufrundung der Rechnung. Trinkgeld kann man dem Kellner geben, es auf dem Tisch oder bei der Rechnung liegen lassen. Wer bei der Aushändigung großer Scheine ein Herausgeld erwartet, sollte allerdings nicht zu früh und zu überschwenglich danken. Dies könnte in manchen Schenken als ein „es stimmt so“ missverstanden werden – und auf diese Weise überflüssige Komplikationen sorgen.