Wie nachhaltig dieser Wertewandel ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Derzeit gibt es kaum Anzeichen dafür, dass die Menschen, die sich erst kürzlich von der Atomkraft abwandten, wissen, wohin sie stattdessen wollen. Es besteht daher die Gefahr, dass man die Fehler der Vergangenheit wiederholt: Man entwirft ein Szenario, in dem man sich um Strom keine Gedanken machen muss. Man hofft darauf, dass die Forschung bald effizientere Energiequellen erschließen wird, und man wünscht sich große, zuverlässige Kraftwerke, die sehr günstig Strom produzieren.

 

Hoffen und Wünschen wird für die Energiewende aber nicht genügen. Die Bundesregierung muss in ihrem Haushalt neue Prioritäten setzen, denn sie gibt bis heute mehr Geld für nukleare Energieforschung und Endlager aus als für Projekte mit regenerativen Energien. Auf die Stromkonzerne und Netzbetreiber kommen beträchtliche Investitionen zu, denn die Energiewende ist nur mit einer ganz neuen Infrastruktur zu schaffen. Und die Verbraucher werden bereit sein müssen, deutlich höhere Preise für energetischen Luxus zu zahlen, der das Klima belastet. Ein warmes Bad, ein Rindersteak, ein Flug - die Preise spiegeln derzeit nicht die wahren Kosten wider.

Der zerplatzte Traum vom Atomstrom im Überfluss ist eine Mahnung vor übergroßem Optimismus. Energie wird in Zukunft teurer werden - das muss die zweite Lehre aus Tschernobyl und Fukushima sein.