Sport: Dirk Preiß (dip)
Können Sie ein Beispiel nennen?
Ich bleibe ruhig, wenn ich an der Supermarktkasse stehe, meine 1,12 Euro zusammensuche und dafür etwas länger brauche. Denn ich weiß jetzt, dass die Leute mich so oder so anschauen. Ansonsten denke ich aber, dass ich der Gleiche geblieben bin.
Das gelingt nicht allen im Profizirkus.
Wenn man abends nach Hause fährt, muss man einfach wissen, dass der Profifußball eine Art Scheinwelt ist. Das hat mit der realen Welt der meisten Menschen nicht viel zu tun. Es ist ein Showbusiness wie Schauspielerei oder Musik – dessen muss man sich bewusst sein, dann hat man den nötigen Abstand.
Wie steht es um Ihre Selbstsicherheit auf dem Trainingsplatz?
Die hatte ich schon immer, sonst könnte ich diesen Job im Alter von 29 Jahren nicht ausüben. Man muss überzeugt sein von dem, was man macht. Da hat das vergangene Jahr nichts verändert, aber einiges bestätigt.
Muss ein 29-jähriger Bundesligatrainer noch mehr Selbstsicherheit ausstrahlen als ein alter Hase? Darf er noch weniger Schwächen zeigen?
Die Bundesliga ist ein Haifischbecken – ganz egal, wie alt ein Trainer ist. Womöglich verzeiht dir ein Spieler den einen oder anderen Fehler mehr, wenn du schon Erfolge vorweisen kannst. Aber in einer Branche, in der es viele Ich-AGs gibt, in der viele auf sich schauen, in der junge Menschen in begrenzter Zeit möglichst viel Geld verdienen müssen, da muss ein Trainer schon top Arbeit abliefern. Das ist andersherum ja genauso.
Inwiefern?
Als Trainer verzeihst du einem Spieler auch einen Fehler. Wenn er aber zu viele macht, ist er eben auch mal schnell weg vom Fenster.
Wie ist es im Umgang mit Trainerkollegen? Da gab es ja auch schon die eine oder andere Auseinandersetzung.
Es gibt eben einen gewissen Kreis an Bundesligatrainern, sagen wir mal, es sind 25. Wenn da ein neuer dazukommt, fällt ein anderer hinten runter. Da ist es doch ganz klar, dass man nicht nur freudig empfangen wird. Da denkt sich womöglich der eine oder andere: Was will denn der junge Kerl jetzt hier. Ich habe aber auch nicht den Anspruch, dass ich in der Coachingzone geherzt werde.