Der Tübinger Stadtverwaltung wurde vorgeworfen, auf ein ähnlich vorteilhaftes Geschäft fahrlässig verzichtet zu haben. So hätte sie Grundstücke billig von der Bahn kaufen und teuer an einen Bauträger weiterveräußern können und schon wäre die Stadtkasse mit zehn Millionen Euro gefüllt.

 

Die Stadtverwaltung widerspricht heftig. In Tübingen gebe es kein Vorkaufsrecht samt entsprechender Satzung. Zweitens wäre ein solches nur durchsetzbar gewesen, wenn nur durch die Ausübung des Vorkaufsrechts ein städtebauliches Ziel realisierbar gewesen wäre. Doch grundsätzlich streben die Stadt wie auch die Bahntöchter DB Services Immobilien und Aurelis als Eigentümer des Geländes ein Wohnquartier an dieser Stelle an. Die Bahn hätte nie verkaufen müssen, der Stadt wäre über das Stadtbaurecht eine Blockade aller Pläne möglich gewesen. „Beide Seiten hatten ein Vetorecht“, sagt Palmer und spricht von einer „klassischen Situation, in der ein Streit nichts bringt“.

Während den sieben Jahre dauernden Verhandlungen, zu denen auch externe Berater hinzu gezogen wurden, ist ein anderer Weg beschritten worden, der zu einer Kooperationsvereinbarung der Stadt mit der Bahn führte. Der Clou dabei und in Deutschland offenbar ohne Vorbild: Die Bahn verzichtet auf eine möglichst lukrative Bebauung in Standardbauweise und lässt sich stattdessen auf ein kreatives Bauen privater Partner ein, das zu den anderen architektonisch anspruchsvollen Stadtvierteln der Universitätsstadt passen soll.

Die letzte große Freifläche der Innenstadt

Das Gelände selbst befindet sich in nur 500 Metern Entfernung von der Altstadt und damit in einer exponierten Lage. Seine Fläche ist mit zehn Hektar in etwa so groß wie die zuletzt entstanden Quartiere Mühlenviertel und Alte Weberei. Auf dem so genannten Egeria-Gelände sollen bald rund eintausend Menschen in 575 Wohnungen einziehen. Die meisten von ihnen werden in sechs Hausblöcken untergebracht, die um Innenhöfe gruppiert sind. 20 Prozent der Wohnungen sind für den sozialen Wohnungsbau reserviert. In weiten Bereichen der Erdgeschosse ist der Einzug von Gewerbe zwingend vorgeschrieben. Wo andernorts Vorgärten und heruntergelassene Jalousien die Erdgeschosse domminieren, soll neues Leben ins Quartier bringen. Planer Tim von Winning rechnet mit rund 15 Betrieben in vorderster Reihe.

Richtung Osten bietet das Gelände Platz für Erweiterung der über Tübingen hinaus bekannten Unternehmen Kemmler und Möck. Im Westen nahe der Blauen Brücke soll ein größerer Block entstehen, für den sich die Planer einen Dienstleister als Mieter oder Käufer vorstellen. Damit die Vielfalt innerhalb des Viertels garniert wird, ist für jede der sechs Parzellen die Beteiligung von sechs Architekturbüros vorgeschrieben.

Die Stadtverwaltung widerspricht heftig. In Tübingen gebe es kein Vorkaufsrecht samt entsprechender Satzung. Zweitens wäre ein solches nur durchsetzbar gewesen, wenn nur durch die Ausübung des Vorkaufsrechts ein städtebauliches Ziel realisierbar gewesen wäre. Doch grundsätzlich streben die Stadt wie auch die Bahntöchter DB Services Immobilien und Aurelis als Eigentümer des Geländes ein Wohnquartier an dieser Stelle an. Die Bahn hätte nie verkaufen müssen, der Stadt wäre über das Stadtbaurecht eine Blockade aller Pläne möglich gewesen. „Beide Seiten hatten ein Vetorecht“, sagt Palmer und spricht von einer „klassischen Situation, in der ein Streit nichts bringt“.

Während den sieben Jahre dauernden Verhandlungen, zu denen auch externe Berater hinzu gezogen wurden, ist ein anderer Weg beschritten worden, der zu einer Kooperationsvereinbarung der Stadt mit der Bahn führte. Der Clou dabei und in Deutschland offenbar ohne Vorbild: Die Bahn verzichtet auf eine möglichst lukrative Bebauung in Standardbauweise und lässt sich stattdessen auf ein kreatives Bauen privater Partner ein, das zu den anderen architektonisch anspruchsvollen Stadtvierteln der Universitätsstadt passen soll.

Die letzte große Freifläche der Innenstadt

Das Gelände selbst befindet sich in nur 500 Metern Entfernung von der Altstadt und damit in einer exponierten Lage. Seine Fläche ist mit zehn Hektar in etwa so groß wie die zuletzt entstanden Quartiere Mühlenviertel und Alte Weberei. Auf dem so genannten Egeria-Gelände sollen bald rund eintausend Menschen in 575 Wohnungen einziehen. Die meisten von ihnen werden in sechs Hausblöcken untergebracht, die um Innenhöfe gruppiert sind. 20 Prozent der Wohnungen sind für den sozialen Wohnungsbau reserviert. In weiten Bereichen der Erdgeschosse ist der Einzug von Gewerbe zwingend vorgeschrieben. Wo andernorts Vorgärten und heruntergelassene Jalousien die Erdgeschosse domminieren, soll neues Leben ins Quartier bringen. Planer Tim von Winning rechnet mit rund 15 Betrieben in vorderster Reihe.

Richtung Osten bietet das Gelände Platz für Erweiterung der über Tübingen hinaus bekannten Unternehmen Kemmler und Möck. Im Westen nahe der Blauen Brücke soll ein größerer Block entstehen, für den sich die Planer einen Dienstleister als Mieter oder Käufer vorstellen. Damit die Vielfalt innerhalb des Viertels garniert wird, ist für jede der sechs Parzellen die Beteiligung von sechs Architekturbüros vorgeschrieben.

Güterhalle unter Denkmalschutz

Für eine 104 Meter lange und 14 Meter breite, denkmalgeschützte Güterhalle auf der südlichen Seite des Geländes gab es zunächst keine Verwendung. „Diese Halle übernimmt nun die Stadt zu einem symbolischen Preis“, erläutert von Winning. Weite Teile des um 1910 erstandenen Gebäudes in Holzbauweise sollen erhalten bleiben.

Hier soll eventuell das Stadtarchiv einziehen. Auch Einrichtungen zur Kinderbetreuung und gastronomische Angebote seien denkbar. Chancen zur Realisierung hat zudem ein Lern- und Dokumentationszentrum über den Nationalsozialismus. Ein historischer Bezug ist vorhanden, in der Güterhalle ist ein Hochstand zur Überwachung von Zwangsarbeitern erhalten geblieben. Am Ende wird der Gemeinderat über die zukünftige Nutzung entscheiden.