Mehr als 1000 Gäste werden am 19. Januar in Ebersbach zu einem türkischen Kulturabend erwartet. Doch die Veranstaltung soll ein Treffpunkt türkischer Rechtsextremer sein.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Ebersbach - Ist es ein harmloser türkischer Folkloreabend oder eine geschickt getarnte Propagandaveranstaltung einer gefährlichen rechtsextremen Vereinigung? Ein Konzert des Idealisten-Bundes, zu dem am 19. Januar mehr als 1000 Gäste im Diamanthaus in Ebersbach erwartet werden, erregt die Gemüter. Denn die türkisch-demokratischen Idealistenvereine (Almanya Demokratik Ülkücü Türk Dernekleri Federasyonu), besser bekannt als Graue Wölfe, gelten als nationalistisch.

 

Die Junge Union fordert ein Verbot

Für die Junge Union im Kreis Göppingen ist die Sache klar. Als im vergangenen Jahr regelmäßig Nazis in Göppingen aufmarschierten, übte die Nachwuchsorganisation der CDU auffallende Zurückhaltung. Diesmal ruft sie „alle demokratischen Parteien auf, sich gegen die in Ebersbach angesetzte Veranstaltung zu wehren“. Die Stadt Ebersbach müsse das Regionaltreffen absagen, fordert die JU. Die Grauen Wölfe seien totalitär, demokratiefeindlich und stünden der bundesdeutschen Verfassung feindlich gegenüber. Bei dieser Einschätzung findet sich die JU in ungewohnter Einigkeit mit der Antifaschistischen Gruppe Göppingen, die ebenfalls vor der Veranstaltung warnte.

Dem Ebersbacher Bürgermeister Sepp Vogler ist mittlerweile mulmig zumute. Der Stadt seien die Hände gebunden. „Die Polizei sagt, da kann man nichts machen.“ Man habe dem Veranstalter allerdings erklärt, dass man im Außenbereich keine Kundgebungen dulde, sagt Vogler.

Moscheevereine sind zurückhaltend

Der Betreiber des Diamanthauses, einer großen privaten Veranstaltungshalle an der Bundesstraße 10, die vor allem für türkische Hochzeiten und Abibälle genutzt wird, findet die Aufregung übertrieben. „Ich kenne die Leute. Das ist keine politische Veranstaltung“, sagt er. Ein zweites Mal werde er nach den bisherigen Erfahrungen sein Diamanthaus aber wohl kaum an die Idealisten vermieten. Auch seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen.

Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigung Türkischer Vereine (VTV) im Landkreis, Vedat Dag, äußerte sich zurückhaltend. Der seit 30 Jahren in der Göppinger Jahnstraße ansässige Türkische Idealistenverein sei Mitglied der VTV und bisher nicht negativ aufgefallen. Ansonsten verweist er an den Verein weiter. „Wir sind weder Faschisten noch Rassisten. Wir haben sogar Kurden und Aleviten in unserem Verein“, sagt dessen Sekretär Adem Demir.

Verfassungsschutz ist vor Ort

Die Polizei habe die Veranstaltung im Auge, versichert der Polizeisprecher Rudi Bauer. Allerdings erwartet er nicht, dass dabei allzu viel herauskommt. Beim letzten großen Kulturabend der Grauen Wölfe im Februar 2011 in der Göppinger Werfthalle habe es „nicht einmal einen Parkverstoß“ gegeben. Trotzdem fand das Konzert Erwähnung im Verfassungsschutzbericht.