Die Neuauflage von „Hart aber fair“ zum Thema „Gleichheitswahn“ ist spannend – wenn auch nicht inhaltlich. Aber wann gibt es schon mal Selbstkritik im TV?

Stuttgart - Selten hat eine Talkshow in den letzten Jahren für so viel Aufsehen gesorgt wie die viel gescholtene und zwischenzeitlich aus der Mediathek genommene „Hart aber fair“-Ausgabe zum Thema „Gleichheitswahn“. Dass der WDR die Teilnehmer von damals eingeladen hat, sich nochmals über dieses Thema auszutauschen, mutete auf den ersten Blick absurd an. Tatsächlich aber hatte die Ausgabe etwas zu bieten, was im Fernsehen kaum noch stattfindet: Selbstkritik.

 

Es gibt zwar kein Medium, das ähnlich selbstreferenziell ist, aber öffentliche Kritik in eigener Sache ist seit der Abschaffung von „Glashaus – TV intern“ (1972 bis 1983) weitgehend verpönt. Ähnlich wie weiland bei „Monitor im Kreuzfeuer“, auch schon vor über zwanzig Jahren eingestellt, mussten sich Redaktion und Moderator vor laufender Kamera mit inhaltlichen Vorwürfen auseinandersetzen. Diese Form der Meta-Debatte machte das „Experiment“ tatsächlich zu einer besonderen Sendung.

Als die Runde zum eigentlichen Thema zurückkehrte, waren die Aussagen genauso wenig zielführend wie seinerzeit im März. Mit dem Abschied des WDR-Fernsehdirektors Jörg Schönenborn nach rund vierzig Minuten Sendezeit war der interessantere Teil der Sendung daher vorbei; umgehend kehrten die Teilnehmer auf die ausgetretenen Wege zurück, um sich bis hin zur identischen Wortwahl („Schwachsinn“) die bereits ausgetauschten Argumente ein weiteres Mal an den Kopf zu werfen.

Erheiternd war allerdings Frank Plasbergs Empörung, als die zusätzliche eingeladene Vertreterin des niedersächsischen Landesfrauenverbandes „Hart aber fair“ als Unterhaltungssendung bezeichnete. Fernsehen ist generell ein Unterhaltungsmedium, und selbstredend leben auch politische Talkshows vom unterhaltsamen Schlagabtausch.