Die innere Uhr senkt im Tagesverlauf die Stimmung. Eine Analse hat ergeben, dass dann bei Twitter weniger positive Begriffe genutzt werden.  

Stuttgart - So groß die kulturellen Unterschiede zwischen Amerikanern, Arabern und Russen auch sein mögen, eins eint sie: in den Morgenstunden und am Wochenende sind sie positiver gestimmt als zu anderen Zeiten. Das belegt eine im Fachmagazin "Science" veröffentlichte Studie, deren Datenbasis Twitter-Meldungen von Nutzern verschiedener Länder sind.

 

Scott Golder und Michael Macy von der Cornell-Universität nahe New York werteten dazu 509 Millionen auf Englisch gezwitscherte Nachrichten von 2,4 Millionen Nutzern aus 84 Ländern aus. Diese Unmenge an Twitter-Nachrichten, die von Februar 2008 bis Januar 2010 erstellt wurden, lässt Rückschlüsse auf den durchschnittlichen Tagesverlauf zu. In diesen Nachrichten zählten die Forscher Wörter, die bekanntermaßen für eine positive oder eine negative Stimmung stehen. Sie stützten sich dabei auf ein gut etabliertes Wörterbuch, das von Psychologen und Sprachwissenschaftlern zur Textanalyse verwendet wird.

Twitter-Nutzer starten positiv in den Tag

Die zentrale Aussage der Studie lautet: alle Menschen durchleben ähnliche Phasen ihrer Stimmungen, unabhängig von ihren kulturellen, geografischen und religiösen Unterschieden. Die untersuchten Twitter-Nutzer starten demnach morgens positiv gestimmt in den Tag. Im Laufe des Tages nimmt die Laune dann langsam, aber stetig ab. Die Unterschiede, die auf einer Skala von 0 (keine positiven Begriffe) bis 1 (nur positive Begriffe) dargestellt werden, sind zwar klein: bei den Twitter-Nutzern aus Deutschland sinkt die Stimmung beispielsweise montags zwischen 7 und 9 Uhr von 0,59 auf 0,52 und liegt um 16 Uhr bei 0,50. Doch wegen der großen Datenmenge sind auch kleine Veränderungen statistisch relevant.

Parallel dazu steigt aber nicht etwa die Häufigkeit der negativen Twitter-Äußerungen. Auch hier zeigt sich, dass sich die Menschen tagsüber emotional zurückhalten. Als Ursache für diesen Effekt haben die Forscher nicht nur die eventuell stressigen Jobs ihrer Versuchspersonen im Verdacht, sondern auch deren innere Uhr. Sie setzen ihre Daten mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus in Bezug: Im Laufe des Tages schwindet die Frische des Morgens. Deshalb hält am Wochenende die positive Stimmung auch gleich zwei Stunden länger an, weil die Menschen länger schlafen. Und wenn die Tage im Frühjahr länger werden, lassen sich auch mehr positive Wörter in den Twitter-Nachrichten zählen.

Überprüft haben die Forscher die These mit einer Vergleichsgruppe von Probanden aus den Arabischen Emiraten. Dort haben die Menschen einen anderen Lebensrhythmus: Sie arbeiten Sonntag bis Donnerstag - und in ihren Twitter-Nachrichten verschieben sich die Effekte entsprechend. Das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit oder das Alter haben die Forscher übrigens nicht analysieren lassen können. Darüber hat das Twittern nichts verraten.