Alle Schulkinder sollen sich rund drei Stunden am Tag bewegen, Schulwege mit eingerechnet. „In der Praxis kann es auch nur eine Stunde sein, je nach Schüler“, räumt der Grundschulrektor ein. „Ich war übergewichtig und ständig müde, die anderen haben mich damit aufgezogen. Jetzt bin ich es nicht mehr. Ich habe mit American Football angefangen“, sagt der Fünftklässler Arttu. „Es kann aber ziemlich nerven, wenn die Lehrer ständig herumlaufen und uns daran erinnern, dass wir uns in den Pausen bewegen sollen.“

 

An der weiterführenden Schule für 13 bis 16-Jährige gibt es auch Klassenzimmer mit Stehpulten. In den Klassen mit Stühlen stehen die Kinder regelmäßig im Unterricht auf. In einem Unterrichtszimmer gibt es neben der Tafel eine Halterung, an der Klimmzüge gemacht werden können. Der Schulhof wurde so umgebaut, dass er zur Bewegung animiert.

„Warum unsere Kinder so viel schlanker geworden sind, wissen wir nicht. Es ist wohl die Summe aller Maßnahmen und die Bereitschaft aller Beteiligten“, sagt Ulla Frantti-Malinen von der Stadtverwaltung. Finnland ist aber auch gesellschaftlich anders gestrickt als etwa der deutschsprachige Raum. Die ganzheitliche Kinder- und Elternbetreuung erinnert teils an die in sozialistischen Ländern. Das Vertrauen in den Staat ist relativ groß, die Bevölkerung akzeptiert dabei Bevormundung eher als andernorts in Europa.