Seit vier Jahren plant die Stadt Überlingen an ihrer Blumenschau, die im Jahr 2020 stattfinden soll. Jetzt stellt das Denkmalamt 120 Platanen unter Schutz und durchkreuzt die Pläne. Nicht nur der Baubürgermeister ist nervös.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Überlingen - Die für das Jahr 2020 geplante Landesgartenschau in Überlingen hängt am seidenen Faden. Der Grund: Das Landesdenkmalamt hat eine 100 Jahre alte Platanenallee, die mitten durch das Gartenschaugelände führt, unter Schutz gestellt. Sie sei „aus künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal“, habe dokumentarischen und exemplarischen Wert“ und dürfe „nicht zerstört, beseitigt oder in ihrem Erscheinungsbild beeinträchtigt werden“.

 

„Unser Entwurf wäre tot“, sagt die Planerin

Für die Überlinger Gartenschaupläne hätte dies tief greifende Folgen. Eigentlich sollte die Allee für die Neugestaltung abgeholzt werden. Sollte dies nun nicht möglich sein, „ist unser Entwurf tot“, räumte die Stuttgarter Landschaftsarchitektin Marianne Mommsen ein. „Damit wären vier Jahre Planungszeit im Eimer.“ Mommsen hatte sich in einem Wettbewerb gegen 27 andere Büros durchgesetzt.

Dass die Allee, die am Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge des Baus der Bodenseegürtelbahn angelegt worden war, ein Problem darstellen könnte, war schon bei der Ausschreibung des Wettbewerbs erkannt worden. Damals war den teilnehmenden Büros empfohlen worden, nicht die bestehende Straße, wohl aber die 120 Bäume möglichst in ihr Konzept zu integrieren. Von 27 Büros wurde dies beherzigt, doch den Zuschlag der aus Kommunalpolitikern und Experten besetzten Jury erhielt die 28. Arbeit, die sich als Einzige über die Bitte hinwegsetzte. „Unsere Hauptidee ist ein freier Zugang zum See“, erklärte Mommsen. Um dies zu erreichen, müssten aber genau dort, wo die Bäume stünden, bis zu 3,50 Meter Erde abgetragen werden. „Sonst funktioniert es nicht.“

Der Laga-Geschäftsführer bleibt gelassen

Nach außen gibt sich der Geschäftsführer der Landesgartenschau, Roland Leitner, gelassen. Notfalls beantrage man eine Sondergenehmigung. Er gehe allerdings davon aus, „dass die Denkmaleigenschaft am Ende der Bebauung aufhört und wir anschließend abholzen können“, sagte Leitner. Von einer solchen räumlichen Begrenzung steht jedoch nichts in der Mitteilung des Denkmalamtes. Das stellt vorsorglich klar: Man erkläre hier nichts zum Denkmal. Vielmehr wohne die Denkmaleigenschaft dem Objekt von vorneherein inne.

Hinter den Kulissen herrscht derweil hektische Betriebsamkeit. So soll der Baubürgermeister Matthias Längin in den vergangenen Wochen im intensiven Kontakt mit der Denkmalbehörde gestanden haben. Nach außen ließ er von dem bereits am 16. Juni gefassten Beschluss allerdings nichts dringen. Nicht einmal die Architektin Mommsen wurde informiert. Dabei wird in der Stadt seit Wochen intensiv über die Allee diskutiert. So hatte eine eigens gegründete „Bürgergemeinschaft für Überlinger Bäume“ (BÜB) 2000 Unterschriften gesammelt, um per Bürgerentscheid die Platanenallee zu retten.

Anzeige gegen den Baumschützer

Von Oberbürgermeisterin Sabine Becker (parteilos) und Baubürgermeister Längin gab es am Dienstag keine Stellungnahme. Wie dünnhäutig die Verantwortlichen mittlerweile sind, zeigt eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch, die Längin gegen den BÜB-Sprecher Dirk Diestel veranlasst hat. Diestel soll vor einem öffentlichen Besichtigungstermin auf einem abgesperrten städtischen Gelände schwarze Trauerbänder an Bäume geheftet haben. Ein Ermittlungsergebnis steht noch aus.