Beim Uhinger Sonntag am 27. September wird mit restaurierten Möbeln ein Treff für den Austausch zwischen Flüchtlingen und der Bevölkerung eingerichtet. Das zwanglose Angebot soll dabei helfen, Vorbehalte abzubauen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Gemütlich im Wohnzimmer sitzen, Tee oder Kaffee trinken und dazu ein paar Leckereien naschen – in solch einer Atmosphäre fallen Unterhaltungen nicht allzu schwer. Die beiden Flüchtlingsfamilien aus dem Kosovo, die seit Ende des vergangenen Jahres in Uhingen leben, und der Arbeitskreis Asyl wollen der Bevölkerung am 27. September genau ein solches zwangloses Angebot machen. Mitten in der Stadt, bei gutem Wetter unter freiem Himmel, wird eine „Gute Stube“ eingerichtet: für Gespräche, für Fragen, zum Austausch und zum Kennenlernen beim verkaufsoffenen Uhinger Sonntag.

 

Um die Idee in die Tat umzusetzen und um der Aktion einen noch tieferen Sinn zu geben, hat sich der AK Asyl aber noch mehr einfallen lassen. So sollen die Gäste in der „guten Stube“ nicht auf harten Bierbänken vor kahlen Wänden sitzen, sondern wirklich in einem Wohnzimmer. „Dazu brauchen wir alte Vollholz-Möbel und andere Einrichtungsgegenstände, die gerne auch restaurierungsbedürftig sein dürfen“, sagt Nicole Schmid, die bei der Stadt arbeitet und als Sprecherin des Arbeitskreises fungiert.

Asylbewerber sind bereits gut integriert

Hergerichtet werden sollen die Möbel, ganz im Stile von Shabby Chic, von den Flüchtlingen selbst, womit ein weiterer Zweck des Projekts erfüllt wird. „Diese Menschen haben in ihren Herkunftsländern hässliche Dinge erlebt, und aus diesem Grund ist es immer gut, wenn sie Schönes schaffen können“, betont Schmid. Außerdem seien die 14 Asylbewerber dankbar, Unterschlupf gefunden zu haben. „Deshalb wollen sie etwas zurückgeben und sich einbringen“, fügt sie hinzu.

Bislang gelingt die Integration auf vorbildliche Weise. Die Familienväter arbeiten als Ein-Euro-Jobber bereits beim Bauhof, der älteste Sohn hat schon einen Ausbildungsvertrag in der Tasche, und auch im Fußballverein kicken die Kosovaren mit. Eine weiterer Schritt könnte eine Möbel-Renovierungswerkstatt sein, denn die „Gute Stube“ ist lediglich der erste Versuchsballon dafür.

Alte Möbel können gespendet werden

„Wir könnten uns vorstellen, da mehr draus zu machen, sind aber in jedem Fall auf Möbelspenden angewiesen“, erklärt Schmid. Vorstellbar sei etwa, eine kleine Manufaktur einzurichten, in der aus Altem etwas Neues werde, um es wieder zu verkaufen. „Deshalb benötigen wir auch noch andere Dinge wie alte Stoffe, Bilderrahmen, Porzellan, Gläser und etliches mehr“, ergänzt die AK-Sprecherin.

Zudem will man in Uhingen für die Zukunft gerüstet sein. Die Mitglieder des Asyl-Arbeitskreises, rund ein Dutzend Männer und Frauen, wissen sehr wohl, dass weitere Schutzsuchende in der Stadt untergebracht werden müssen. Deren Aufenthalt, so lautet das Ziel, soll begleitet und in einem Miteinander mit der Bevölkerung so gut wie möglich gestaltet werden.

Kommentar

Kreativ und zukunftsfähig

Während die große Politik angesichts der nicht enden wollenden Flüchtlingsströme eifrig diskutiert und sich in Betroffenheit übt, von einer sinnhaften Lösung des Problems aber noch meilenweit entfernt ist, wird im Kleinen bereits eine Menge getan und nach konkreten Lösungen gesucht, um den Schutz suchenden Menschen zu helfen. Die geplante „Gute Stube“ in Uhingen ist nur eines von zahlreichen Beispielen, das zeigt, wie Freiwillige ohne Scheuklappen und Vorbehalte gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und Nächstenliebe im besten Sinne praktizieren. Das informelle und für die Besucher völlig unverbindliche Angebot, beim Uhinger Sonntag eine Plattform für zwanglose Gespräche zu schaffen, ist genau das Richtige, um Vorbehalten und Ängsten, die es verständlicherweise überall gibt, zu begegnen.

Dass dabei in die Zukunft gedacht wird, um weiteren Asylbewerbern das Ankommen zu erleichtern, ehrt die Mitstreiter des AK Asyl erst recht. Ein kleine Scheibe dieser Kreativität und dieses Willens sollten sich all jene abschneiden, die in Berlin oder in Brüssel Entscheidungen treffen müssen.