Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Er tat, was getan werden musste. So sieht er es. In den Niederladen kam eine Antidopingkommission zu dem Ergebnis, dass um die Jahrtausendwende etwa 95 Prozent aller niederländischen Radprofis gedopt gewesen seien. Es sei, so die befragten Fahrer, die einzige Möglichkeit gewesen, um im Profiradsport zu bestehen.

 

Der mittlerweile geständige Dopingsünder Stefan Schumacher sagte: „Doping wird zum Alltag wie der Teller Nudeln.“

Der mittlerweile geständige Lance Armstrong sagte: „Es war wie Reifen aufpumpen und Wasserflaschen auffüllen.“

Doping als Instrument des gerechten Sports?

In Ullrichs Worten klingt das nach Jahren des Lavierens, das für alle Doper zwangsläufig Teil des Berufs wurde, so: „Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch genommen haben. Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen.“ Der Primus inter pares sein. Erster unter Gleichen. Darum ging es: nicht zwingend um einen Vorteil, sondern darum, keinen Nachteil zu haben? Eine zynische Logik.

Ullrich: „Ich wollte für Chancengleichheit sorgen“

Er tat, was getan werden musste. So sieht er es. In den Niederladen kam eine Antidopingkommission zu dem Ergebnis, dass um die Jahrtausendwende etwa 95 Prozent aller niederländischen Radprofis gedopt gewesen seien. Es sei, so die befragten Fahrer, die einzige Möglichkeit gewesen, um im Profiradsport zu bestehen.

Der mittlerweile geständige Dopingsünder Stefan Schumacher sagte: „Doping wird zum Alltag wie der Teller Nudeln.“

Der mittlerweile geständige Lance Armstrong sagte: „Es war wie Reifen aufpumpen und Wasserflaschen auffüllen.“

Doping als Instrument des gerechten Sports?

In Ullrichs Worten klingt das nach Jahren des Lavierens, das für alle Doper zwangsläufig Teil des Berufs wurde, so: „Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch genommen haben. Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen.“ Der Primus inter pares sein. Erster unter Gleichen. Darum ging es: nicht zwingend um einen Vorteil, sondern darum, keinen Nachteil zu haben? Eine zynische Logik.

Es klingt für Außenstehende absurd, aber Ullrich, der noch immer im System gefangen ist, ist davon überzeugt. Erst der Betrug aller kreiert Fair-Play für alle. Doping als Instrument des gerechten Sports?

Kaum einer der Radprofis widerstand der Versuchung

Alles, was man über den entfesselten Radsport der Epo-Generation weiß, lässt den Schluss zu, dass flächendeckend gedopt wurde. Friss oder stirb – betrüge oder lass es bleiben. Ohne Feintuning aus der Apotheke waren große Siege nicht möglich, kaum einer widerstand. Das macht es für alle Beteiligten wohl auch so schwer, den Betrug als Betrug zu sehen: Niemand wollte dopen, aber was sollten sie tun?

Auf gewisse Art hat Ullrich im ersten Moment vielleicht sogar Recht – allerdings ist angesichts der Wahl der Mittel und der möglichen unterschiedlichen Wirkung das tatsächliche, also das natürliche Leistungsvermögen der Fahrer nur sehr schwer einzuschätzen. Auch Ullrichs Einschränkung mit „fast jeder“ zeigt schon, dass es sehr wohl Betrogene gab.

Wohlwollend könnte man sagen, dass Jan Ullrich für die Öffentlichkeit nicht den reuigen Sünder heuchelt, als den er sich ja nicht sieht. Seine Ehrlichkeit weiß aber nur Lance Armstrong zu schätzen.