Marios J. Elia, gekündigter Auftragskomponist eines „Ulmer Oratoriums“, hat die Stadt Ulm angegriffen. Sein Werk sei bereits vor Monaten angefeindet worden.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Der zyprische Komponist Marios J. Elia will die Kündigung seines Auftragswerks „Ulmer Oratorium“ durch die Stadt Ulm nicht akzeptieren. Bei ihm herrsche immer noch „Entsetzen über die Situation“ vor, sagte der 36-Jährige am Freitag bei einem Pressegespräch in Ulm. „Das hat meinem Namen geschadet“, fügte der aktuelle künstlerische Direktor der Kulturhauptstadt Europas 2017, Paphos (Zypern), hinzu.

 

Anfang März hat die Stadt Ulm den Vertrag mit Elia zur Anlieferung eines Kompositionswerks namens „Ulmer Oratorium“ gekündigt. Es hätte zur 125-Jahr-Feier der Fertigstellung des Ulmer Münsters am 29. und 30. Mai auf dem Münsterplatz aufgeführt werden sollen. Abgabetermin für das Musikwerk wäre bereits der 31. Januar gewesen, doch Wochen später habe immer noch die Hälfte der Komposition gefehlt, so die Begründung der Stadt.

Das Oratorium ist inzwischen fertig

Der Komponist hat jedoch eine andere Deutung der Vorgänge. Es wäre mit allseitigem guten Willen möglich gewesen, das Oratorium termingemäß aufzuführen, denn es sei inzwischen fertig. Doch schon im Herbst habe er das Gefühl gehabt, seine Arbeit werde gering geschätzt. „Irgendwann hat der Teamgeist aufgehört zu existieren.“

Dieses Ulmer Team war laut Elia denkbar klein: Neben ihm sei im Wesentlichen die „kleine Kulturverwaltung“ mit der Produktion beschäftigt gewesen, dazu als musikalischer Leiter der Ulmer Münsterkantor Friedemann Wieland und als Dramaturg der Ulmer Operndirektor Matthias Kaiser. Vergeblich habe er, schilderte der Komponist, zu Anfang seiner Arbeit 2013 eine professionelle Produktionsleitung gefordert. Bei der Produktion seines Auftragswerks „Autosymphonic“, uraufgeführt 2012 in Mannheim, hätten 80 Personen zum Team gehört.

„Jeder hat sich an mich gewandt“

Durch Ulm aber sei er, sagte Elia, in die Rolle des unentwegten Organisators gedrängt worden. „Jeder, der eine Schwierigkeit hatte, hat sich an mich gewandt.“ Sogar in Fragen der Plakat- oder Logogestaltung habe er Stellung genommen. Dazu kamen offenbar ästhetische Debatten mit den Ulmer Musikgewaltigen. Mal sei seine Musik geändert worden, weil sie nicht die Silbenbetonungen des Librettos getroffen habe, mal sei der Text zugunsten der Musik geändert worden. Am Ende habe er lesen müssen, die Komposition sei von den Ulmer Chören und Orchestern teilweise gar nicht spielbar. Dabei, mutmaßt Elia, hätten seine Auftraggeber die Komplexität des Projekts schlichtweg „unterschätzt“.

Noch ein Beispiel: Angeliefert habe er seine Komposition, wie von ihm stets praktiziert, in Form einer „Logic“-Datei von Apple, sagte Elia, die Ausarbeitung der Notenstimmen hätten vertragsgemäß Unterauftragnehmer besorgt. Doch in Ulm seien nichtsdestotrotz Notenlieferungen bei ihm angemahnt worden. Heute habe er das Gefühl, das Oratorium sei bewusst „kaputt gemacht“ worden. „Ich war zu hilfsbereit“, schlussfolgert der Komponist. „Ein Künstler ist nicht dazu da, allen Beteiligten gerecht zu werden.“

Tausende Euro Ausstand

Aktuell sitze er auf 40 000 Euro an Honorarausständen. „Das wird juristisch geprüft“, sagte der 36-Jährige. Doch er will noch mehr als sein Geld: Die Aufführung seines „Oratoriums“ nämlich – wie lange auch immer er darauf warten müsse.