Das wäre eine wissenschaftliche Erklärung für die schwereren Geschlechtsorgane der Stadt-Spinnen. Und es könnte sogar Teil ihres Erfolgsrezeptes sein. Denn wer früh anfängt, kann auch besonders viel Nachwuchs in die Welt setzen und sich entsprechend gut in der Nachbarschaft des Menschen etablieren.

 

Allerdings nützt auch das angenehmste Klima nichts, wenn dafür der Magen leer bleibt. Doch auch in dieser Hinsicht kommen die achtbeinigen Städterinnen offenbar nicht zu kurz. Der Tisch scheint für sie sogar reicher gedeckt zu sein als für ihre Artgenossinnen auf dem Land. Typisch für Stadtlandschaften ist nämlich, dass sich viele kleine grüne Inseln im Häusermeer verteilen. Entsprechend häufig sind Vegetationsränder zwischen bewachsenen und offenen Flächen. Und dort siedeln sich oft viele Insekten und andere potentielle Spinnenopfer an.

Aus ähnlichen Gründen scheinen auch andere Spinnenarten wie etwa die Westliche Schwarze Witwe in Nordamerika ein Faible für Städte zu haben. Diese Tiere gehören wegen ihres Giftes zu den besonders unbeliebten Mitgliedern ihrer Verwandtschaft. Sie sind zwar nicht aggressiv, ihr Biss kann aber zu Schwellungen, Muskelkrämpfen, Übelkeit und Schweißausbrüchen führen. Typischerweise leben Westliche Schwarze Witwen eher verstreut in Trockengebieten, sie kommen aber auch in menschlichen Siedlungen gut zurecht – mitunter so gut, dass sie sich zu regelrechten Plagen entwickeln.

Patricia Trubl von der Arizona State University in Tempe und ihre Kollegen haben solche Spinnenversammlungen in verschiedenen Bereichen von Arizonas Hauptstadt Phoenix untersucht. Auch dort bieten städtische Lebensräume demnach besonders reiche Beute. Und je mehr tote Insekten die Spinnenexperten in den Spinnennetzen fanden, umso größer waren die darin lebenden Weibchen und umso dichter war die Umgebung mit Spinnen bevölkert. Wer die Achtbeiner nicht leiden kann, sollte also vielleicht doch lieber aufs Land ziehen.