In der Hohenheimer Straße ist die Belastung durch Stickoxide deutlich zurückgegangen. Tempo-40-Schilder haben die Wende eingeleitet. Was jedoch die Belastung durch Feinstaub betrifft, sind die Prognosen düster.

Stuttgart - Die dicke Luft in der Landeshauptstadt hat leicht „abgespeckt“: In der  Hohenheimer Straße ging die Stickoxidbelastung dank Tempo 40 mit angepassten Ampelschaltungen deutlich zurück. Bis Anfang Dezember gab es in diesem Jahr erst 13 über dem Limit liegende Kurzzeitwerte – erlaubt sind 18 im Jahr. 2012 waren es noch 196 Überschreitungen.

 

Beim Feinstaub bleibt hingegen alles beim Alten. Die Belastung am Neckartor verharrt auf einem viel zu hohen Niveau. Bereits am 12. November lagen die Schadstoffwerte an der dortigen Messstation mit 71 Tagen um 100 Prozent über dem gesetzlichen Grenzwert von 35 Tagen im Jahr. 2012 waren die Feinstaubschwaden an 78 Tagen zu hoch.

Hauptproblem am Neckartor

„Diese Größenordnung dürften wir auch in diesem Jahr leider wieder erreichen“, sagt Ulrich Reuter, der Leiter der Abteilung Klimatologie im Umweltamt. Das Hauptproblem seien die 80 000 Fahrzeuge, die das Neckartor täglich passierten. Statt mit weniger rechnet Reuter allerdings mit noch mehr Verkehr, weil der neue Cityring künftig über die Wolframstraße und das Neckartor führe. Da nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in der Umweltzone Stuttgart fahren dürften, seien die Feinstaubwerte aber nur durch deutlich weniger Fahrzeuge auf den Straßen spürbar zu verringern. „Das ist ja auch das erklärte Ziel von Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der 20 Prozent der Autofahrer von der Straße auf die Schiene bringen will“, sagt Reuter.

Dank der dynamischen Grüne-Welle-Tipps durch Anzeigetafeln und der beiden Blitzer an der Cannstatter Straße gibt es für den Experten aber auch beim Neckartor einen kleinen Lichtblick: „Die Stickoxidwerte sind auch hier gesunken. Sie liegen aber immer noch über dem Grenzwert.“ Auch der Jahresmittelwert für Stickoxide sei in der Stadt mit rund 80 Mikrogramm immer noch doppelt so hoch wie erlaubt.

Tempo-40-Gebot ein Erfolg

In der Hohenheimer Straße ist das seit Mitte Dezember 2012 geltende Tempo-40-Gebot für Reuter aber „ein Erfolg“. Man habe sich bei der Einführung auch nicht damit begnügt, lediglich Tempo-40-Schilder aufzustellen. „Die Ampelschaltungen wurden überarbeitet, um einen langsameren, aber stetigen Verkehrsfluss zu erreichen“, betont er. Dadurch seien auf der Strecke mit einer Steigung von knapp sieben Prozent viele besonders stickoxidträchtige Anfahrvorgänge weggefallen. Bei den Etatberatungen werde darüber diskutiert, auf welchen anderen Bergstrecken Tempo 40 im nächsten Jahr kommen solle.

„Ein Tempolimit mit dazu passenden Ampelprogrammen könnte auch auf ebenen Strecken etwas bringen“, glaubt Reuter. Für den Fachmann gibt es auch in der Hohenheimer Straße noch Luft nach unten. Denn dort werde jetzt zwar langsamer, aber immer noch zu schnell gefahren: „Das Tempo ist im Durchschnitt nur um zwei Kilometer pro Stunde zurückgegangen“, erklärt Reuter. Der Verkehr fließe inzwischen aber harmonischer als früher.

Der Kontrolleur sieht Fortschritte

Zur Kontrolle des Geschwindigkeitsniveaus hat es in diesen Jahr zwischen dem Olgaeck und dem Ernst-Sieglin-Platz bereits 43 mobile Radarkontrollen gegeben. „Fast acht Prozent der angepeilten 59 300 Fahrzeuge waren dort schnell unterwegs“, sagt Joachim Elser, der Leiter der Verkehrsüberwachung. Der Schnellste sei mit Tempo 111 am Radarwagen vorbeigezischt. „Der Führerschein ist weg“, sagt Elser.

Der Kontrolleur sieht aber durchaus Fortschritte. Denn zu Anfang des Jahres habe die Temposünderquote noch bei fast zwölf Prozent gelegen. „Sie ist bis jetzt erfreulicherweise auf 7,7 Prozent gesunken, liegt aber immer noch um zwei Prozent höher als der Durchschnitt auf allen Straßen“, sagt Elser. Deshalb werde weiterhin „mindestens einmal in der Woche“ kontrolliert.

Verwaltungsgericht wird eingeschaltet

Auch das Verwaltungsgericht wird sich nach der „dringenden Bitte“ eines am Neckartor wohnenden Bürgers in einer Woche wieder mit dem Reizthema Luftschadstoffe beschäftigen. Die Kammer will mit Vertretern der Stadt, des Regierungspräsidiums und dem Anwalt des Klägers in einer nichtöffentlichen Besprechung erörtern, mit welchen weiteren Maßnahmen das Land und die Stadt die noch immer zu hohen Feinstaubwerte am Neckartor unter den gesetzlichen Grenzwert senken wollen. „Dabei besteht die Möglichkeit einer Einigung, wenn Land und Stadt weitere wirksame feinstaubsenkende Maßnahmen zusagen“, sagt Roland Kugler, der Anwalt des Neckartor-Anwohners. Ein solcher Schritt habe bereits im Jahr 2011 zu einem Vergleich vor Gericht geführt.