Die Stuttgarter Sportklinik gehört zu den führenden in Deutschland: Weil sie sich vergrößern will, prüft man das Angebot des städtischen Klinikums in Bad Cannstatt, die Klinik dort anzusiedeln. Die Sport-Ärzte fürchten das Verschwinden der angesehenen Marke.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Bei der Suche nach einem neuen Standort für die Sportklinik Stuttgart haben die Verantwortlichen das städtische Krankenhaus in Bad Cannstatt ins Auge gefasst. In den nächsten Wochen soll geprüft werden, ob die Klinik, die zu den führenden sportmedizinischen Krankenhäusern der Republik zählt, dort als weiterhin selbstständig wahrnehmbare Einrichtung integriert werden kann.

 

Dass sich das renommierte Haus, das seit Jahren Zuwächse verzeichnet, an seinem heutigen Standort unweit des Kursaals in Bad Cannstatt nur unzureichend weiterentwickeln kann, ist unbestritten. Deshalb suchen die Eigentümer, die Sporthilfe Württemberg und das städtische Klinikum, das seit 2008 einen 49-Prozent-Anteil hält, seit geraumer Zeit nach einem neuen Standort. Dafür ist ein Neubau am Neckarpark im Gespräch. Dieser Standort hätte den Vorteil der Nähe zu den dort ansässigen Sportverbänden und zu den großen Sportveranstaltungen, die von Ärzten der Klinik betreut werden. Allerdings wäre ein solcher Neubau sehr teuer. Bei Baukosten von 35 bis 40 Millionen Euro würde das die Gesellschafter abzüglich einer möglichen Förderung „weit über 20 Millionen Euro kosten“, sagt Volker Munk, der für die Sporthilfe im Aufsichtsrat der Sportklinik sitzt.

Bei den Ärzten sind die Pläne offenbar nicht gut angekommen

Deshalb prüft man nun ein Angebot des städtischen Klinikums, die sportmedizinische Einrichtung am Krankenhaus in Bad Cannstatt anzusiedeln. Es ist von zehn Millionen Euro Kosten die Rede, allerdings in einem sehr frühen Planungsstadium. Wie Munk betont auch der Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne), der für die Stadt im Aufsichtsrat der Sportklinik sitzt, dass diese auch in Bad Cannstatt als rechtlich und organisatorisch eigenständig erhalten werden solle. Für Volker Munk bedeutet dies als Minimum einen eigenen Eingang und einen eigenen Parkplatz: „Die Marke Sportklinik darf nicht verwässert werden.“

Aus Sicht des städtischen Klinikums hätte die Lösung mehrere Vorteile. Man hätte eine Nachnutzung für die Frauenklinik, die im Frühjahr 2013 an den Standort Mitte zieht, dadurch werden OP-Kapazitäten frei, Einrichtungen wie Labore könnten gemeinsam genutzt, Bereiche wie die Orthopädie zusammengeführt werden. Der Standort Bad Cannstatt würde durch die renommierte 80-Betten-Klinik aufgewertet. Werner Wölfle spricht von den „drei Marken Hautklinik, Zentrum für seelische Gesundheit und Sportklinik“. Allerdings müsste die Hautklinik, die zu den hochprofitablen Bereichen des Klinikums gehört, innerhalb des Cannstatter Krankenhauses umziehen und den Seitenflügel für die Sportklinik freimachen. Ob das Konzept für die beiden Kliniken überhaupt von Vorteil ist, soll nun geprüft und mit den Beteiligten erörtert werden.

Bei der Ärzteschaft der Sportklinik sind die Pläne offenbar nicht sonderlich gut angekommen, man fürchtet das Verschwinden der angesehenen Marke, ein Schicksal, wie es etwa die orthopädische Baumann-Klinik erlebt hat, die im Karl-Olga-Krankenhaus aufgegangen ist. Bei einer Informationsveranstaltung habe es „massive Gegenwehr“ gegeben, erzählt ein Teilnehmer. Volker Munk merkte jedenfalls an: „Der Neckarpark ist noch nicht gestorben.“ Er sieht in der Sache „die Drucksituation bei der Stadt“.