Kultur: Adrienne Braun (adr)

Beim Thema Zufall und Aleatorik darf freilich auch der Komponist John Cage nicht fehlen, zu dem es Hörbeispiele gibt wie etwa sein legendäres Klavierstück „Music Of Changes“ aus dem Jahr 1951. Es entstand, indem Münzen auf eine Notentabelle geworfen wurden. Vereinzelte Arbeiten in der Ausstellung sind auch interaktiv. So lädt Johannes Auer ein, in einen Computer Wörter einzutippen, die in einen stochastischen, also zufallsbasierten Text eingebaut werden, wobei Sätze entstehen wie „Ein Bäcker ist gut“ und „Nicht jeder Knecht ist fern“.

 

An einer Zufallsmaschine können die Besucher zudem entscheiden, ob eine kleine Tonfolge von Marimba oder Bass gespielt, in Dur oder in Moll transponiert oder eine Note verändert werden soll. Gesteuerter Zufall.

Aber trotz einzelner Lichtblicke und mancher interessanten Arbeiten von kaum bekannten Künstlern ist das ausgestellte Material über weite Strecken eher spröde. Die Arbeiten mögen radikal sein und in ihrer Zeit den Kunstbegriff erweitert haben, in der Summe wirken die rein methodischen Annäherungen an den Zufall monoton, und ist es wenig inspirierend, wenn zwanzig Linien zufällig auf der Leinwand verteilt wurden.

Am Ende der Ausstellung stellt Ben Vautier die entscheidende Frage: „Zufall oder Kunst?“ – und liefert auf einer weiteren Texttafel die Antwort: „Zufall existiert nicht.“ Zumindest nicht bei Timm Ulrichs, der immer für einen klugen Spaß zu haben ist. Mit seinem „Glückswürfel“ (1965) gewinnt man, aller Aleatorik zum Trotz, verlässlich bei jedem Wurf. Denn auf allen Seiten steht eine Sechs.