Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr dreht sich bei „Anne Will“ alles um Donald Trump. Am Wochenende der Münchner Sicherheitskonferenz diskutieren die Gäste über die US-Außenpolitik.

Berlin - Wie steht der neue US-Präsident zur EU, zur Nato und zu Russland? Die drängendsten Fragen der Münchner Sicherheitskonferenz konnten am Sonntagabend auch die Gäste der ARD-Talkshow „Anne Will“ nicht beantworten. US-Vizepräsident Mike Pence hatte in München mit viel Pathos versichert, Amerika stehe weiter fest an der Seite der Nato-Partner. Einige Talkgäste zweifelten das an.

 

Vor allem der Vize-Chefredakteur der „Zeit“, Bernd Ulrich, griff US-Präsident Donald Trump wiederholt scharf an. „Das ist ein Mann, von dem man nicht weiß, ob er die Demokratie anerkennt oder ob er sie abschaffen will. Oder ob er sie aus Versehen abschafft.“

Immer wieder in die Wolle kriegte sich der Journalist mit John Kornblum, von 1997 bis 2001 US-Botschafter in Deutschland. Der bat darum, nicht ständig von Ulrich unterbrochen zu werden: „Darf ich um ein bisschen Höflichkeit bitten?“ Außerdem wiederholte er seine seit längerem geäußerte Forderung, Europa müsse selbst mehr aktiv für Frieden und Sicherheit in der Welt tun.

Auch Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) und Sara Wagenknecht fielen sich bei der lebendigen Diskussion immer wieder ins Wort. Die Linken-Fraktionschefin im Bundestag zweifelte den Titel der Sendung an: „Nach der Sicherheitskonferenz - Sind Trumps USA noch ein verlässlicher Partner?“ Amerika sei schon länger nicht mehr verlässlich, sagte sie. „Was die USA schon lange außenpolitisch machen, ist ganz klar gegen europäische Interessen.“ CDU-Politiker Altmaier warf Wagenknechts Partei Anti-Amerikanismus vor.

Europa soll mit einer Stimme sprechen

Die neue Regierung in Washington lässt einen außenpolitischen Kurs derzeit noch vermissen, darin waren sich alle Talkgäste einig. Darunter auch Klaus Scharioth, der von 2006 bis 2011 deutscher Botschafter in den USA war. Er sprach von zwei Lagern, die derzeit auf Trump einredeten - eine gemäßigte Fraktion um Außenminister Rex Tillerson und eine radikale Gruppe um Trumps Chefberater Stephen Bannon. Aber auf wen wird der exzentrische US-Präsident hören?

Das sei auch nach der Sicherheitskonferenz nicht ersichtlich, meinte Altmaier. „Wir wissen etwas mehr als vorher, aber längst nicht genug.“ Wie dem auch sei: Europa müsse sich emanzipieren und mit einer Stimme sprechen.

Nato-Gegnerin Wagenknecht sprach sich klar gegen die von den USA angemahnten Mehrausgaben für das Militär aus. „Ich halte diese ganze Aufrüstungsdebatte für völlig absurd“, sagte sie. Außerdem äußerte sie ihre Hoffnung auf ein besseres Verhältnis zu Russland. Der militärische Konflikt mit einer Atommacht sei jedenfalls „saugefährlich“.

Neben dem Streit um Militärausgaben, dem Stellenwert der Nato und dem amerikanisch-russischen Verhältnis griffen die Gäste auch Trumps schwieriges Verhältnis zur Presse auf. Altmaier mahnte an, die Pressefreiheit als hohes Gut zu wahren und leistete sich dabei einen lustigen Versprecher. Er wolle seine Ausführungen zur Pressefreiheit nicht als Kritik an anderen verstanden wissen. „Wir sollten uns immer an die eigene Brust fassen“, sagte Altmaier - und verwechselte dabei offensichtlich Brust und Nase.

Am kommenden Sonntag macht die ARD-Talkshow eine Woche Pause und Platz für den Karneval. Aber auch auf den dortigen Sitzungen und Umzügen wird der aktuelle US-Präsident sicher Thema sein.