Nach dem Zwischenfall am Südflügel des Hauptbahnhofs, bei dem eine 72-Jährige verletzt worden ist, laufen die Ermittlungen – der Abriss für Stuttgart 21 geht weiter.

Stuttgart - Wie es passieren konnte, dass während der Abrissarbeiten am Südflügel ein Stück Mauer über den Zaun fliegen und eine Passantin verletzen konnte, ist auch zwei Tage nach dem Zwischenfall nicht klar. Die Ermittlungen der Polizei und Bauaufsichtsbehörden laufen. Neben dem Baggerführer soll das 72-jährige Unfallopfer noch einmal befragt werden.

 

Wie berichtet, war die Passantin am Samstag von einem herabfallenden Betonbrocken an Schulter und Bein getroffen und dabei verletzt worden. Sie hatte sich auf dem Fußweg am Südausgang aufgehalten, der direkt am Bauzaun entlang zum Überweg in den Schlossgarten führt. Der Weg sei eine wichtige und alternativlose Verbindung zwischen dem Bahnhof und Park, betont Peter Koch von der Straßenverkehrsbehörde. „Die Baufirma muss dafür sorgen, dass der öffentliche Raum nicht gefährdet wird.“ Laut dem Projektsprecher Wolfgang Dietrich will die Bahn nun ihre eigene Bauüberwachung verstärken. Zudem soll der Bauzaun erhöht werden.

Untersuchung zu den Sicherheitsauflagen

Außerdem muss untersucht werden, ob die Sicherheitsauflagen eingehalten wurden. So ist es bei Abrissen nahe öffentlicher Wege üblich, schwere Schutzmatten gegen Trümmerschlag aufzuhängen. Diese sind eigentlich auch am Südflügel im Einsatz. Ob das auch zur fraglichen Stunde der Fall war, wird auch die Abbruchfirma beantworten müssen, die am Südflügel bereits Mitte März einen Zwischenfall verschuldet hatte. Damals hatte ein Abrissbagger eine Stütze des Bahnsteigdachs beschädigt, das über den Gleisen 15 und 16 einknickte. Die Abbrucharbeiten mussten daraufhin drei Wochen eingestellt werden.

Auch nach dem jüngsten Zwischenfall waren die Arbeiten ausgesetzt worden, seit Montag wird aber weiter abgerissen. Die Stuttgart-21-Gegner hatten am Wochenende Konsequenzen gefordert. Die Bahn dürfe nicht die öffentliche Sicherheit gefährden und müsse einer Aufsicht unterstellt werden. Zur 119. Montagsdemo kamen laut dem Veranstalter indes 3000 Projektgegner. Die Polizei sprach von 1000 Teilnehmern.