Eine 21-Jährige ist bei einer Bauchspiegelung lebensgefährlich verletzt worden, als ein großes Gefäß verletzt wurde. Mehr als 100 Angehörige fuhren zur Filderklinik.

Stuttgart/Filderstadt - Die behandelnden Ärzte hatten mit einem Routineeingriff gerechnet. Doch dann passierte bei der Operation ein Unglück. Eine junge Frau aus Filderstadt-Bonlanden (Kreis Esslingen) hat daher offenbar kaum noch Chancen auf ein Weiterleben. Die 21-Jährige war vorigen Dienstag mit Bauchschmerzen in die Filderklinik gekommen. Eine Zyste am Eierstock wurde diagnostiziert, eine Bauchspiegelung vorbereitet. Der Stich durch die Bauchdecke mit einem sogenannten Laparoskop wollte jedoch nicht gelingen. Man rief den Chefarzt der Abteilung zu Hilfe.

 

Bei der Operation ist viel Blut geflossen

Dann sei die Sonde gesetzt worden, berichtete bei einer am Freitag von der Filderklinik einberufenen Pressekonferenz deren medizinischer Geschäftsführer Bernd Voggenreiter. „Dabei ist jedoch versehentlich ein großes Gefäß verletzt worden.“ Es sei viel Blut geflossen. Die Blutung sei zwar gestillt worden, berichtete der Mediziner. Um sie endgültig zu schließen, habe man jedoch einen Gefäßchirurgen gebraucht. Der eilte mit Blaulicht und Polizeibegleitung von der Städtischen Klinik Esslingen nach Bonlanden. Nach einer halbstündigen Anfahrt konnte er die Wunde mit einem Venenstück schließen, das er der Patientin am Bein entnommen hatte. Die Operation schien gelungen. Die junge Frau wurde auf die Intensivstation gebracht. „Es hatte den Anschein, als ob wir mit einem blauen Auge davongekommen seien“, sagte Voggenreiter.

Hirnschaden diagnostiziert

Am Tag darauf offenbarte sich jedoch das Unglück. Die 21-Jährige habe keine Reflexe mehr gezeigt, so Voggenreiter. Daraufhin habe man sie ins Katharinenhospital in Stuttgart verlegen lassen, um in der dortigen Neurochirurgie den Fall überprüfen zu lassen. Die mit der Untersuchung betrauten Mediziner hätten indes einen Hirnschaden bei der Frau festgestellt.

„Offenbar hat sie bei der Operation zuviel Blut verloren“, stellte Voggenreiter fest. Es könne auch Luft in die Vene eingedrungen sein. Dadurch sei das Gehirn geschädigt worden. Inzwischen seien bei der Patientin, die in die Filderklinik zurückgekehrt ist, zwar leichte Hirnströme gemessen worden. Es sei jedoch davon auszugehen, dass der Hirntod eintrete.

Mehr als 100 Angehörige standen vor der Tür

„Wenn das Hirn nicht mehr arbeitet, versagen auch die Organe“, sagte bei der Pressekonferenz der Leiter der Anästhesie, Wolfram Poppe. Schließlich höre das Herz auf zu schlagen. Die Angehörigen der jungen Frau seien auf das Schlimmste vorbereitet worden. „Es sind auch die Großeltern aus der Türkei gekommen“, sagte Voggenreiter. Am Donnerstag seien gegen Mittag mehr als 100 Verwandte und Freunde vor der Klinik gestanden. Man habe sie in einen Saal gebracht und dort von Notfallseelsorgern des Roten Kreuzes und einem Imam betreuen lassen. „Die Angehörigen haben jetzt das Schicksal der Frau in Gottes Hände gelegt.“ Ihnen sei es sehr wichtig, dass die Frau nach ihrem Tod innerhalb von 24 Stunden in der Türkei beerdigt werde.

Beteiligte Ärzte sind beurlaubt

Die beiden Ärzte, die an der Operation beteiligt waren, habe man beurlaubt, sagte der kaufmännische Geschäftsführer der anthroposophischen Klinik, Volker Ernst. Die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet. Laut deren Erkenntnis liegen bisher noch keine sicheren Anhaltspunkte für ein ärztliches Fehlverhalten vor.

Die Kripo werde jedoch erst dann ermitteln, wenn die Frau tot sei, erklärte ein Polizeisprecher. Dann könne auch geprüft werden, ob ein Behandlungsfehler vorliege, sagte der Anästhesie-Chef Poppe.