Ein Hohenheimer Forscher hat den „Stadtwerke-Agenten“ erfunden. Das ist ein für Stadtwerke nützliches Instrument, sie können per Simulation herausfinden, wie sich die Energiewende auf sie selbst auswirken könnte.

Hohenheim - Malcolm Yaddack kann die Dinge offenbar mit Humor betrachten. Darauf angesprochen, dass sein Projekt „Stadtwerke-Agent“ nach der Hälfte der Laufzeit bereits eine Auszeichnung erhält, zitiert er einen Kollegen. Der habe gesagt, dass sei so wie mit Obama und dem Friedensnobelpreis 2009. Gleichwohl ist sich der Innovationsökonom sicher, dass das Forschungsprojekt, das Yaddack vor eineinhalb Jahren begonnen hat und nun die Universität Hohenheim zu einem „Ausgezeichneten Ort im Land der Ideen“ gemacht hat, sicherlich keine Enttäuschung werden wird.

 

Stadtwerke zu Zeiten der Energiewende

Das Projekt umfasst eine Computersimulation, mit der verschiedene Szenarien durchgespielt werden können für die Stadtwerke in Zeiten der Energiewende. Diese Forschung überzeugte die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ . Denn die Universität Hohenheim ist einer von 100 Preisträgern der diesjährigen Standortinitiative „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“.

Die Diskussion um die Rolle von Stadtwerken in der Energiewende ist brisant. Auch in Stuttgart wurde sie bis zur Gründung von Stadtwerken im Jahr 2011 mit Leidenschaft geführt. Doch die politische Frage nach dem Sinn der Rekommunalsierung steht nicht im Mittelpunkt des nun ausgezeichneten Projekts der Universität Hohenheim, der Technischen Universität Berlin sowie anderer Partner. Es beschäftigt sich vielmehr damit, wie die Energiewende – also die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Quellen – sich für die Stadtwerke auswirkt.

Steuerliche Vorteile für Stromerzeuger

Malcom Yaddack nennt ein Beispiel. Lokale Stromerzeuger, die etwa Solarstrom vom eigenen Dach ins Stromnetz einspeisen, können mit steuerlichen Vorteilen rechnen. Die Computersimulation errechnet nun wie eine vom Gesetzgeber angeordnete Erhöhung oder Reduzierung der Steuervorteile sich für Stadtwerke auswirken würde. So können sie sich mithilfe des Modells auf die Folgen der Energiewende vorbereiten. Malcolm Yaddack hat zur Erstellung seines Computermodells umfassende empirische Studien betrieben. Dazu hat er die Kunden am Strommarkt befragt. Diese schätzen die größere Kundennähe, die die Stadtwerke bieten.

Deshalb ist Yaddack zuversichtlich, dass Stadtwerke sich auch im Preiswettbewerb mit den großen Stromkonzernen behaupten können. „Auch wenn sie nie so billige Tarife bieten können“, sagt er. Wichtig sei aber auch, dass die Stadtwerke innovativ blieben. Dazu würden sie gutes Personal benötigen. „Auch da gibt es eine scharfe Konkurrenz mit den Unternehmen, die immer die besseren Löhne bezahlen können“, sagt er. Stadtwerke sollten deshalb soziale Anreize für Mitarbeiter schaffen, die diese dazu bringen, auf das größere Gehalt bei einem Stromriesen zu verzichten.

Ein praktisches Instrument made in Hohenheim

Ob ein Gedeihen der Stadtwerke wiederum zu einer nachhaltigeren Versorgung ganz im Sinne der Energiewende führe, wie die Befürworter der Rekommunalisierung behaupten, will Malcolm Yaddack nicht bewerten. Ihm reicht es schon, wenn er den Stadtwerken mit seiner Computersimulation ein praktisches Instrument in die Hände geben kann, mit dem sie sich mit Erfolg auf den Umbruch einstellen können.