Sozialbürgermeister und Gesundheitsamt sehen motorische Verschlechterungen nur bei Grundschülern, nicht bei Vorschulkindern. In einer Antwort auf einen offenen Brief des Schwäbischem Turnerbunds bietet Wölfle verstärkte Kooperation an. Ziel seien verbindlichere Maßnahmen zur Bewegungsförderung.

Stuttgart - In einem Punkt ist sich Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) und sein Gesundheitsamt mit dem Schwäbischen Turnerbund einig: Kinder sollten sich mehr bewegen. Allerdings sieht Wölfle das motorische Defizit vor allem bei Schulkindern und nicht so sehr bei Kitakindern, wie er dem Präsidenten des Schwäbischen Turnerbunds, Wolfgang Drexler, nun geschrieben hat. Dass rund 30 Prozent der Fünfjährigen nicht in der Lage sind, sieben Mal auf einem Bein zu hüpfen, sei für die meisten von ihnen mit „Fördermaßnahmen zuhause oder in der Kita“ zu beheben, argumentiert Wölfle. Dass allerdings nachweislich immer mehr Grundschulkinder kaum noch sprinten oder weitspringen können, wie Studien belegen, sieht der Bürgermeister „nicht im Widerspruch“ zu den Ergebnissen des Gesundheitsamts.

 

Nun stellt sich die Frage nach den Konsequenzen aus diesem Fazit. Wie berichtet, hatte Drexler auf einen Bericht in dieser Zeitung über motorische Defizite von Vorschulkindern mit einem offenen Brief an Wölfle reagiert und dringend Nachbesserungen angemahnt – sowohl bei der Diagnostik der Einschultests als auch beim Orientierungsplan für Kitas. Ziel, so Drexler, sei „die tägliche Bewegungsstunde, in der Kinder auch mal schwitzen – egal ob in der Kita, zuhause oder im Sportverein“.

Sozialbürgermeister Wölfle setzt auf den Bewegungspass als Instrument zur Motivation

Auch dem Gesundheitsamt liege „die motorische Entwicklung unserer Kinder sehr am Herzen“, versichert Wölfle in dem Brief an Drexler. Dies zeige sich „nicht zuletzt daran, dass wir in Kooperation mit dem Amt für Sport und Bewegung im Rahmen der Einschulungsuntersuchung derzeit den Bewegungspass ausgeben“. Hierdurch erreiche man alle Kinder des untersuchten Jahrgangs und berate die Familien in punkto Bewegung individuell. „Es muss eine Verbindlichkeit des Angebots erreicht werden“, so Wölfle. Zudem gebe es das Programm Kitafit „speziell in den Bezirken, wo wir ein hohes motorisches Defizit festgestellt haben“. Dass zur Beurteilung ein einfacher Test wie Einbeinhüpfen nicht ausreiche, wie der Sportwissenschaftler Klaus Bös festgestellt hat, dem stimme man zu. Wölfle wertet dies aber als Bestätigung für das bisherige Vorgehen in Stuttgart.

Im nächsten Jahr, so kündigt Wölfle an, werde man „mit den beteiligten Akteuren diskutieren, welche Maßnahmen zu ergreifen sind“. Auch die Stuttgarter Gesundheitskonferenz habe sich dafür ausgesprochen, die Schulkinder und Jugendlichen stärker in den Fokus zu nehmen. „Wir wollen dies in den Haushaltsberatungen thematisieren“ , so Wölfle.

Bildungsbürgermeisterin Fezer will Kooperation mit Sportvereinen intensivieren

Das wird auch die Jugend- und Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) freuen. Auch sie sagt: „Wir müssen unbedingt Verbesserungen herbeiführen und Angebote für die Kinder machen – wir haben aber schon eine ganze Reihe auf den Weg gebracht.“ So gebe es in 160 städtischen Kitas sogenannte Bewegungsbaustellen, 50 Kitas kooperierten mit Sportvereinen, 40 Kitas seien am Kitafit-Programm beteiligt. 80 städtische Fachkräfte seien besonders in Bewegungserziehung geschult. Auch an den Ganztagsschulen, so Fezer, werde man die Kooperation mit Sportvereinen weiter intensivieren.