Die Namen der sogenannten Unterlagen im Weinbau lesen sich wie Besetzungsliste eines Science-Fiction-Films

Stuttgart - Die Namen der sogenannten Unterlagen im Weinbau lesen sich wie Besetzungsliste eines Science-Fiction-Films: Als 110 R, 41 B Mgt oder Binova werden die Mutterpflanzen aus Rebstamm und Wurzelsystem bezeichnet. Auf diese sogenannte Unterlagsreben (verkürzt auch Unterlagen) werden die Triebe des eigentlichen Rebstocks aufgepfropft.

Den Wurzelstock der Unterlage bildet eine reblausresistente Hybridsorte, die zudem weniger anfällig gegen echten und falschen Mehltau und widerstandsfähiger gegen Viren und Bakterien ist. Außerdem besitzt die Sorte eine gute Holzstruktur und kann sich schnell an unterschiedliche Böden gewöhnen, aus denen sie die Nährstoffe und Wasser aufnimmt. Aus den aufgesteckten Trieben - dem Edelreisauge - sprießt dagegen der Trauben tragende Rebstamm, der mit der Unterlage verwächst und eine Einheit bildet.

Die meisten der in Deutschland, Österreich und anderen europäischen Ländern verwendeten Rebstämme sind nach Angaben des Wein-Experten Norbert Tischelmayer vom Internetportal "wein-plus" Abkömmlinge von drei amerikanischen Wild-Spezies-Kreuzungen (Amerikaner-Reben), da diese eine starke Korkschicht im Kampf gegen die Reblaus bilden. In Österreich und Deutschland werden die Unterlagen 5 BB, 125 AA und SO 4 am häufigsten verwendet. Die Bezeichnungen der Unterlagen stammen übrigens von den Namen der Züchter, die ihre Erfolge zumeist nur mit dem Anfangsbuchstaben ihres Familiennamens in dem aus Nummer und Buchstabe gebildeten kurzen Titel verewigt haben.

Anlass für die Einführung von Unterlagen war der Einzug der Reblaus in die europäischen Weinberge Mitte des 19. Jahrhunderts. Aus Amerika kommend fand der Schädling mit seiner verheerenden Wirkung auch seinen Weg über Frankreich nach Deutschland. Der Anbau mit Pfropfenreben wurde schließlich 1925 freigegeben.