Formentera will keine Partyinsel sein wie Ibiza und Mallorca. Dafür findet man hier Salinen, verschlungene Fahrradrouten und Zen-Kurse.
Klares Wasser in tiefem Blau und leuchtendem Türkis. Kilometerlange feinsandige Strände. Formentera, die kleinste der Balearen-Inseln, ist ein Paradies für Wassersportler und Sonnenanbeter. Auf der Halbinsel Es Trucadors liegt eine Landzunge aus Sand, im Norden befindet sich der berühmteste Strand der nur 83 Quadratkilometer großen Mittelmeer-Insel mit einer 66 Kilometer langen Küste: die Platja de Ses Illetes. Und natürlich ist in der Hochsaison der Teufel los. An manchen Tagen bringen die 58 Fährverbindungen gut und gern 40 000 Tagesgäste von Ibiza nach Formentera. Doch was an den Stränden für ziemlich viel Betrieb sorgt, verläuft sich auf der Insel. Und der Sonnenuntergang gehört dann wieder allein den Dauergästen.
Es sind in der Regel ruhige Abende. „Wir sind slow!“, sagt Natalia Lopez vom örtlichen Tourismusverband. Keine Hochhäuser, nur zwei Discos, ohne echtes Zentrum: „Wer Party will, ist auf Ibiza und Mallorca besser aufgehoben als bei uns.“ Eine Insel zum In-sich-Hineinhören. Kein Wunder, dass die alljährlichen Zen-Tage im April viele Teilnehmer anlocken. Formentera ist wie gemacht für Kurse und Meetings für körperliche und seelische Gesundheit, Yoga und Tanz. Und für kreatives Umweltbewusstsein: nach dem Beach-Clean-up entsteht aus dem Unrat ein kleines Kunstwerk.
Die Hippies sind weg
Denn die Insel hat keinen Flughafen. Im Sommer ist es zwar voll, aber Massentourismus geht anders. Zwischen Dezember und Februar macht die Insel dicht, und die Preise deuten darauf hin, dass es die gehobene Touristenklasse ist, um die man sich bemüht. Hippies kamen früher, in den 1970ern. Heute ist Camping auf Formentera verboten. „Urlaub auf der Insel ist ziemlich teuer geworden“, sagt der Tourismus-Logistiker Sergio Alejandro Burguete Vazquez. „Und nicht nur der“, fügt der 38-Jährige hinzu. Auch für viele der rund 11 000 Inselbewohner laufen Mieten und die Kosten für den Lebensunterhalt aus dem Ruder.
Eine Erholungsinsel
Aber Formentera weiß, was es wert ist. Eine Insel für Wanderer und Fahrradfahrer ohne Eile: 32 „grüne Routen“ über verschlungene Wege, mehr als 100 Kilometer lang zu grandiosen Zielen. Nach San Gavina, einem der fünf Wehrtürme aus dem 18. Jahrhundert, entlang an einer schroffen Küste; zum 78 Meter hohen Leuchtturm am Cap de Barbaria im äußersten Südwesten der Insel; zu den holzgestützten Feigenbäumen zwischen Sant Francesc und der Hochebene La Mola; zum großen Binnensee Estany Pudent, ein ideales Ziel für Vogelliebhaber und all jene, die zu den weißen Salinen, der einst wichtigsten Einnahmequelle der Insel, wollen; oder eben nach Ses Illetes oder dem Strand Levante, die im Naturschutzgebiet Natural de Ses Salines d’Eivissa liegen, wo die rund 100 000 Jahre alten Neptungrasfelder, von der Unesco 1999 zum Welterbe erklärt, für eine ungewöhnlich gute Wasserqualität sorgen. Das Gras reichert das Wasser mit Sauerstoff an, schützt die Küste vor Erosion, sorgt für eine große Artenvielfalt und mildert die Kraft der Wellen und Strömungen ab. Dass auch Formentera unter Trockenheit zu leiden hat, dass 20 Orchideenarten vom Aussterben bedroht sind – der Ornithologe Jordi Serapio weiß auch um die Schattenseiten. Und doch wird Formentera die stille Mittelmeer-Schöne neben dem lauten Mallorca- und Ibiza-Hype bleiben. Eine Erholungsinsel. Wenn man will, etwas ganz Besonderes.
Formentera
Anreise
Mit Eurowings nach Ibiza, www.eurowings.com. Weiter mit Fähre (Balearia oder Trasmapi), www.balearia.net
Unterkunft
Gecko Hotel & Beach Club, Ca Mari/Playa Migjorn, DZ/F ab 700 Euro (Hochsaison), www.geckobeachclub.icastelli.net Hotel Rocca Bella, Es Pujols, DZ/F ab 91 Euro, keine Kinder, www.roccabella.es-pujols.hotels-balearic-islands.com. Hotel Rosamar, Es Pujols/playa de levante, DZ/F ab 147 Euro, www.hotel-rosamar.com.
Aktivitäten
Schnorcheln und Tauchen: www.formenteradivers.com. Reiten: www.rutasesboixets.com. Zen-Seminare: www.formenterazen.es.
Allgemeine Informationenwww.formentera.es