Die weißen Autohotels sind in ökologischer Hinsicht besser als ein Reise mit dem Auto und anschließender Übernachtung im Hotel. Zumindest wenn der Urlaubsort nicht tausende von Kilometern entfernt ist.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Stuttgart - Wohnmobilreisende sind eher bodenständige Menschen, schließlich fahren sie sozusagen im eigenen Haus in Urlaub. Oft steuern sie auch nur einen einzigen Campingplatz an und bleiben dort. Eine Studie hat jetzt herausgefunden, dass eine Reise mit dem  Wohnmobil die ökologischste aller Urlaubsfahrten ist. Diese Studie, die vom Freiburger Öko-Institut stammt, wurde vom deutschen Caravaning Industrie Verband in Auftrag gegeben. Allerdings muss der Autor Daniel Bleher aller Parteilichkeit freigesprochen werden: Der 1,90 Meter große Geograf war nur einmal in seinem Leben mit dem Caravan unterwegs, weil er mit dem Kopf ständig irgendwo anstieß.

 

Doch warum ist der Urlaub im Wohnmobil so besonders umweltfreundlich? Zwar haben die meisten Wohnmobile einen Luftwiderstand – gemessen als cw-Wert –, der einer Schrankwand gleicht; aber der Freiburger Wissenschaftler hat nicht nur die Urlaubsreise, sondern auch die Übernachtung mit eingerechnet. Und da sind die meist weiß lackierten Straßenkreuzer unschlagbar. Ein Hotel mit seiner umfangreichen Technik schlägt mit einem Stromverbrauch von 37,7 Kilowattstunden pro Kopf und Nacht zu Buche – und zwar ohne Frühstück. Dieses wiederum kann, je nachdem, ob es aus einem Nutella-Brot oder einem gegrillten Würstchen besteht, die CO2-Bilanz weiter verhageln.

Wohnmobil vor Hotel

Dagegen ist die Übernachtung auf dem Campingplatz in einem Wohnmobil mit durchschnittlicher Ausstattung wie Badbeleuchtung, Fernseher, Satellitenanlage, Notebook, Wasserpumpe und Kühlschrank mit 8,6 Kilowattstunden deutlich günstiger. Betrachtet man den CO2-Ausstoß, ist das Wohnmobil mit 2,8 Kilogramm CO2 weit vor der Hotelübernachtung mit 13,6 Kilogramm CO2 pro Übernachtung. Die Zahlen ändern sich im Winter, aber auch dann schneidet das Wohnmobil besser ab.

Natürlich verschlechtert sich die Bilanz, je weiter das Wohnmobil in den Süden vordringt, weil die Entfernungskilometer eine nicht unbedeutende Rolle spielen. So rangiert eine Reise nach Südfrankreich im Campingbus nur noch knapp unter einer Autoreise mit anschließender Hotelübernachtung. Ein mit vier Personen besetztes Wohnmobil verbessert die Bilanz deutlich.

Kreuzfahrtschiffe als CO2-Schleudern

Auf gar keinen Fall sollte der „grüne“ Urlauber mit der Aida oder einem anderen Traumschiff Südfrankreich ansteuern. Ökologisch gesehen ist ein Kreuzfahrtschiff eine Katastrophe, hat Daniel Bleher herausgefunden. Die Schiffspassage ins Mittelmeer verursacht fast fünfmal so viel Emissionen wie eine Autofahrt dorthin plus Übernachtungen. Außerdem würde ein Schiff eine erhebliche Menge von Feinstaub ausstoßen, weil auf den Meeren alle Arten von Schweröl verbrennen werden dürften und Filter nicht vorgeschrieben seien, erklärt Bleher – und fügt an: „Auf den Kreuzfahrtprospekten ist die Rauchwolke vom Schiffsdiesel meist wegretuschiert.“

Von den Kreuzfahrtschiffen abgesehen sind Flugzeuge die schlimmsten CO2-Schleudern. Das ökologischste Fortbewegungsmittel in den Urlaub ist dagegen der Fernbus, auch das geht aus der Studie klar hervor. Er rangiert, wenn auch knapp, sogar noch vor der Eisenbahn.

Abseits der motorisierten Urlaubsfreuden gibt es indes noch viele andere Möglichkeiten zum ökologischen Reisen – und viele Gelegenheiten, Emissionen einzusparen. Radfahren, Reiten oder Wandern sind die wohl emissionsärmsten Fortbewegungen, wobei man hier sogar zur weiteren Verbesserung der Bilanz beim Rastmachen auf CO2-emittierende Getränke wie etwa Hefeweizen verzichten könnte.